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Auf die Anfänge des Brockengartens wurde
schon kurz eingegangen. Er ist einer der ur-
tümlichsten und faszinierendsten botanischen
Gärten der Region. Mehr als 1 400 seltene
Pflanzenarten, alle fein aufgelistet und in dem
neuen Führer
„Brockengarten im Harz – Ein
Versuchs- und Schaugarten“
, sind hier zu fin-
den. In den wenigen Sommerwochen, es gibt
hier oben 171 Frosttage, an 176 Tagen liegt
Schnee, zeigen sich die Blüten von Trollblume,
Frauenmantel, Steinglocke und vor allem der
Brockenanemone.
Gegründet wurde dieser Versuchs- und
Schaugarten im Jahre 1890 durch die Uni-
versität Göttingen mit Zustimmung des
Brockenherrn, des Fürsten Christian Ernst zu
Stolberg-Wernigerode. Der Göttinger Botaniker
Professor Albert Peter hat den Brockengarten
damals in 1100 Metern Höhe am Südhang des
Berges angelegt. Das Klima auf dem 1142 Me-
ter hohen Gipfel entspreche dem der Alpen in
1900 bis 2500 Metern Höhe, sagte der Wissen-
schaftler.
Die klimatischen Verhältnisse auf dem
höchsten Berg des Harzes sind sehr rau. Oft
weht auf dem kahlen Gipfel ein kalter, nasser,
stürmischer Wind. Der Brocken gilt als der
windreichste Berg. Es wurden schon Windge-
schwindigkeiten bis zu 260 Kilometer pro Stun-
de gemessen; das war im Jahre 1984. Der
durchschnittliche mittlere Jahresniederschlag
liegt zwischen 160 und 180 Millimeter.
Der Brockengarten sollte in erster Linie wis-
senschaftlichen Zwecken dienen, zumal er
eigentlich nur ein Bestandteil des Göttinger
Botanischen Gartens war. Ferner sollte die
Möglichkeit untersucht werden, ob die Brocken-
kuppe aufgeforstet werden könne. Und schließ-
lich war der Gedanke, den Garten zu einem
Refugium der besonderen Brockenflora zu
machen.
Nach vielen Briefen an Kollegen in aller Welt
trafen bald Gebirgspflanzen ein, sogar eine
Kiefer aus den Rocky Mountains, die, inzwischen
über hundert Jahre alt, noch immer Stürmen
und Kälte trotzt. Die Durchschnittstemperatur
auf dem Brocken beträgt nur 2,9 Grad. Und die
Schneedecke ist bis zu 3,80 Meter hoch. Und
wenn man bedenkt, dass es im Jahr 306 Nebel-
tage gibt, ist diese Blumenpracht schon verwun-
derlich.
Der Brocken im Schneesturm, Foto um
1920. Die Schneedecke auf dem Brocken
kann bis zu 3,80 Meter betragen.
Der Brockengarten