Seite 32 - Brocken

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Brockenhäuser und das Brockenhotel
1873 hatte es sich zum Hotel ent­wickelt, das
1882 um eine Etage erhöht und 1889 durch den
Anbau eines großen Speisesaales erweitert wur-
de. Nachdem man den alten Aussichts­turm ab-
gerissen hatte, wurde am 29. September 1889
der Grundstein für einen neuen gelegt.
Schon 1897 erhielt das Brockenhotel, das
1908 weiter modernisiert wurde, einen Telefon-
anschluss. Rudolf Schade aus Halberstadt hat-
te die Bewirtschaftung des Brockenhauses jetzt
übernommen. Mit ihm zog ein neuer Geist in
das Haus ein; er machte es zu einem modernen
Hotel von hohem Rang. Schade schuf durch Ver-
änderung der Räume eine große Eingangshal-
le, ließ die Hexenklause mit fantastischen
Hexen- und Brockenwandbildern des Professor
Rettel­busch, ebenfalls ein Halberstädter, und
ein Goethe-Zimmer entstehen, die gemütliche,
anheimelnde Stätten für besinnliche Brocken-
wanderer wurden. Nach der Modernisierung
1908 bot das Brockenhotel in 80 Fremdenzim-
mern 200 Betten an. Dazu Unterkünfte für Mas-
senquartiere. Schade verstarb am 10. Dezem-
ber 1927 erst 60-jährig auf dem von ihm so
geliebten Berg. Fast wie eine Ironie mutet es an,
dass bald danach auf dem Brocken das neueste
Wunder der Technik, das Fernsehen, einzog.
Im Sommer 1934 begann das Fernsehlabo-
ratorium des damaligen Reichspostzentralam-
tes Berlin mit einer fahrbaren Fernsehsender-
anlage auf dem Brocken erste Versuche. Ein
fester Sendeturm, 52 Meter hoch, neben dem
Brockenhotel wurde erst ab 1936 gebaut.
14 Etagen war er hoch, die oberen fünf aus Holz
gebaut. 1938 nahm der Fernsehsender Brocken
als zweiter Fernsehsender der Welt (nach Ber-
lin-Witzleben) den regelmäßigen Versuchsbe-
trieb auf. Dieser Turm veränderte die von allen
Seiten aus nah und fern bekannte Brockensil-
houette ganz erheblich.
Während des Zweiten Weltkrieges gab es auf
dem Brocken eine kleine deutsche militärische
Besatzung. Nach all den schrecklichen ersten
Kriegsjahren hatte das Oberkommando der
Wehrmacht den Harz am 8. April 1945 zur Fes-
tung erklärt und beauftragte die 12. Armee mit
der Verteidigung des Brockens. Sie sollten den
weiteren Vormarsch stoppen.
Wenn man sich die Umstände, so kurz vor
Kriegsende, einmal vor Augen führt, war das
Unternehmen ein Wahnwitz. Die deutschen
Einheiten bestanden nur noch aus abgekämpf-
Der erste Aussichtsturm auf dem Brocken.