Seite 9 - Brocken

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Das Brockengebiet wurde sicherlich schon in
früher Zeit vereinzelt von Jägern durchstreift,
doch sonst verlief sich hier niemand in den
großen Moor- und Waldgebieten. Der erste, von
dessen Brockenreise wir wissen, war der Karto-
graf Tilemann Stoltz aus Siegen, der im Jahre
1560 aus rein wissenschaftlichem Zweck hier
her kam. Auch der zweite, der im Jahre 1583
gestorbene Johannes Thalius aus Nordhausen,
war ein Gelehrter, den seine botanischen
Studien zu dem Wagnis veranlasst hatten. Im
Jahre 1591 fand eine weitere Besteigung des
Brockens statt, und diesmal sogar durch einen
Fürsten. Herzog Heinrich Julius von Braun-
schweig wollte seiner jungen Frau, einer
dänischen Prinzessin, die wohl überhaupt noch
keinen Berg gesehen hatte, etwas ganz Be-
sonderes bieten und führte sie mit großem Ge-
folge von seiner Residenz Wolfenbüttel aus
hinauf auf den sogenannten Blocksberg. Mit
großem Aufwand hatte der Herzog bis zur
halben Höhe des Berges durch den dichten Ur-
wald einen Weg schlagen lassen. Die so ge-
wonnenen Stämme benutzte man, um die
breiten Moorflächen mit Knüppeldämmen zu
überbrücken. Auf diese Weise konnten die
Damen ein großes Stück des Aufstiegs in be-
quemen Reisewagen zurücklegen. Der Gipfel
wurde dann zu Fuß oder hoch zu Roß erreicht.
Den hier notdürftig gebahnten Weg, der
natürlich schnell wieder zuwuchs, benutzte
wohl auch noch der Rektor der Klosterschule in
Ilsenburg, Martin Schwenser, der am 7. August
1607, also sechzehn Jahre später, eine Brocken-
wanderung unternahm. Anspruchsvoll war die-
ser Schulmann nicht, die Rechnungsbücher der
Klosterschule weisen nach, dass er zu dieser
Reise mit
„einer Rottwurst und einem kleinen
Krautkäse“
ausgerüstet war.
Über diese ersten vier Besteigungen des
Brockens, mons Bructerus, gibt es nur recht
dürftige Notizen. Die fünfte Brockenreise ist
schon recht ausführlich beschrieben worden.
Die Geschichte des Brockens
Herzog Heinrich Julius (geb. 15. Oktober
1564, gest. 20. Juli 1613) bestieg 1591
den Brocken.