Seite 133 - Fallersleben

Basic HTML-Version

367
Das Altstadtfest
stell aufgebaut hatten, mussten sie feststellen: „Wir
haben gar nichts, um den Grill zu beheizen.“
Die Altstadtfestpioniere hatten darauf spekuliert,
dass Holz oder Kohle mitgeliefert würden. Guter Rat
schien teuer – die zündende Idee blieb aber nicht aus.
Das Forstamt sollte helfen – irgendwo müsste es doch
trockenes Holz geben. Gab es auch: Im Barnbruch. Die
Freiwillige Feuerwehr Fallersleben rückte aus. Nicht
zum Löschen, sondern um mitzuhelfen, dass überhaupt
ein Feuer am Grill zu entfacht werden konnte. Die
Brandschützer holten das Holz aus dem Wald. Der
Grillmeister von einst, Jürgen Rückert, erzählt:
„Abends um 9 Uhr haben wir das Holz angesteckt und
die ganze Nacht über den Ochsen gebrutzelt und ge-
braten – am Vormittag des nächsten Tages hatten wir
das Fleisch endlich durch.“ Das war, man sollte es an
dieser Stelle erwähnen, ein Donnerstag. Dieser
Wochentag bildete und bildet den Auftakt für das Alt-
stadtfest. Karl Kiene sagt, warum: „ Von Beginn an war
es das Ziel, die örtliche Gastronomie und die Geschäfts-
leute von der Veranstaltung profitieren zu lassen.
Donnerstag, Freitag und Samstag zu feiern machte
unter diesem Gedanken Sinn.“ Kiene räumt ein, dass
es „in der Vergangenheit hin und wieder Diskussionen
um den Start-Termin, den letzten Donnerstag im
August“, gegeben habe. Jedoch: „Letztendlich hat sich
gezeigt, dass dies die beste Lösung ist.“
Das Altstadtfest ist den Kinderschuhen rasch ent-
wachsen und heute eine feste Größe im Kalender. Auto-
stadt und andere Großveranstalter haben diese an-
gesagte Freiluft-Feier auf dem Plan und richten ihre
eigenen Angebote terminlich daran aus. Konkurrenz
würde in diesem Fall sicher nicht das Geschäft beleben.
Belebt waren Fallerslebens Straßen zum Altstadt-
fest von Beginn an. Das Gedränge rund um die
historischen Gebäude und auf dem Denkmalplatz war
immens. Mehr Straßen mussten her fürs feiernde Volk.
Bis zu 50.000 geschätzte Besucher – da war guter Rat
vom „Freund und Helfer“ angesagt: Der Polizei! Wie
gut, dass mit Dieter Pape ein überzeugter Fallersleber
Chef der Wolfsburger Inspektion war. Der ließ den Ruf:
„Dieter, du musst uns helfen, hier bricht alles zu-
sammen“ nicht ungehört verhallen, sondern leistete
als Fachmann logistische Unterstützung.
Vom Freund und Helfer zu stimmungsfördernden
Flüssigkeiten. Und damit zum Bier, das beim Auftakt
gezapft wird. Ein Fass-Anstich ist keine Domäne von
Schützenfesten, auch in Fallerslebens Altstadt läutet er
drei tolle, festliche Tage ein. Eine Anekdote aus den
Anfangsjahren, als man noch viel improvisierte, hört
sich so an: „Es gab noch keine überdachten Bierstände
am Denkmalplatz, man hatte Tische zur Theke zu-
sammengerückt. Um nach der Eröffnungszeremonie
die Besucher flott mit Gerstensaft versorgen zu können,
wurde vorgezapft. Halbvolle Gläser wurden vor-
gehalten. Die füllten sich jedoch rasch bis zum Eich-
strich, es setzte nämlich ein starker Regenguss ein.
Zum Auftakt gab‘s also erst einmal „Bier light“. Mit
Bier-Panscherei hatte das allerdings nichts zu tun. Zu
einem anderen, stimmungsfördernden Getränk. Reinen
Wein ein(zu)schenken, das ist beim Altstadtfest eine
Ehrensache und der Blickpunkt-Weinstand ist ein be-
Altstadtfest-Eröffnung: Oberbürger-
meister Prof. Rolf Schnellecke mit den
Ehren-Altstadtfest-Besuchern (erkennbar
an grünen Schürzen).