Seite 26 - Fallersleben

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Städtlein, Land, Fluss
MARTIN STÖBER
Wenn in geographischen Lehrbüchern der Versuch
unternommen wird, Karten – namentlich topo-
graphische – zu definieren, dann ist unter anderem von
einem generalisierten Grundrissbild der Erdoberfläche
die Rede, welches orientiert ist und das in einem be-
stimmten Maßstab verkleinert wurde. Mit Hilfe der
kartographischen Technik und den verwendeten
graphischen Symbolen werde ferner versucht, das ge-
zeigte Gebiet möglichst anschaulich darzustellen. Es
ist leicht nachvollziehbar, dass solche Eigenschaften
historische Karten insbesondere dann zu wichtigen
Quellen der Geschichtsforschung machen, wenn
Phänome erforscht werden sollen, die eine räumliche
Dimension und landschaftsverändernde Wirkungen
aufweisen.
Kartographen kannte bereits die Antike. Ihre große
Bedeutung, das Instrumentarium und den Status einer
exakten Wissenschaft erlangte die Kartographie in
Europa aber im Verlauf der kolonialen Expansion und
im Zeitalter der Aufklärung, namentlich im 18. Jahr-
hundert. Insbesondere verlässliche Seekarten mit
genauen Darstellungen von Küsten wurden zu wert-
vollem Herrschaftswissen: Denn wer Neuland exakt
kartierte, konnte es sich im Wortsinne auch zu Eigen
machen.
Ganz Niedersachsen in zwei Dimensionen
Auch für das Gebiet des heutigen Landes Niedersachsen
existiert ein großer Fundus von historischen Karten,
auf denen einzelne Orte, Kommunen, Landstiche oder
ganze Staatsterritorien wiedergeben werden. Zahllose
Einzelblätter liegen in Archiven und anderen Samm­
lungen. Darüber hinaus begann man im 18. Jahr-
hundert in den damaligen Staaten mit der Erstellung
von Landesaufnahmen, die, ganz im Zeichen rational-
wissenschaftlichen Denkens, das gesamte jeweilige
Territorium exakt darstellen sollten.
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Als Beispiel seien
die Werke der größeren „niedersächsischen“ Länder er-
wähnt, so Braunschweig mit den Feldrissen der
General-Landes-Vermessung, Hannover mit der Kur­
hannoverschen Landesaufnahme und Oldenburg mit
der Vogteikarte. Wenig später, in der Ära der
napoleonischen Kriege, erstellten preußische Geometer
unter Führung des Generalmajors von Lecoq ein
Kartenwerk, das auf 20 Blättern etwa das heutige Nord-
rhein-Westfalen sowie den Westen und die Mitte
Niedersachsens abbildet.
Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts ergänzte
man in Hannover die Kurhannoversche Landesauf-
nahme durch Karten von einem Großteil der Gebiete,
die dem Königreich nach seiner Gründung 1814/15 zu-
geschlagen worden waren: die Gauß’sche Landesauf-
nahme, benannt nach dem Göttinger Mathematiker,
dessen Triangulation wichtige Daten für Geometer und
Kartographen lieferte. Zeitlich parallel erarbeitete der
hannoversche Ingenieur-Offizier August Papen einen
Atlas des Königreichs Hannover und des Herzogtums
Braunschweig, dessen Blatt 50 übrigens Fallersleben
und seine weitere Umgebung darstellt.
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Den Papen-
Atlas kennzeichnet aber, ähnlich wie die Lecoqsche
Karte, ein deutlich kleinerer Maßstab als das bei den
Landesaufnahmen in der Regel übliche Verhältnis von
etwa 1:20.000 bis 1:25.000.
Den Abschluss dieser Entwicklung markiert die
Preußische Landesaufnahme. Sie begann 1822 in den
damaligen Landesteilen und ursprünglich mit dem
Zweck, nur interne Grundlage für amtliche Karten
kleineren Maßstabs zu sein. Gearbeitet wurde in der
freien Natur am Messtisch – so entstand der Name „Ur-
messtischblatt“ für diese frühen Ausgaben.
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In den
Jahrzehnten um 1900 erfolgte dann nicht nur die Auf-
nahme der inzwischen preußischen Provinz Hannover,
Städtlein, Land, Fluss: Fallersleben im historischen Kartenbild