Seite 43 - Fallersleben

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Herrschaft, Besitzverhältnisse und Wirtschaft Fallerslebens im Mittelalter
Damian, Alexander, Eventius und Theodolus geweiht.
Fallersleben besitzt damit eine der ältesten christlichen
Kirchenstiftungen der Region, von deren Existenz im
10. Jahrhundert bekannt ist.
Mehreren mittelalterlichen Quellen zufolge, der
Chronik des Heinrich von Herford
22
, der Stiftungs-
register der sächsischen Kirchen bei Leibniz
23
, der
Metropolis des Albert Krantz
24
, der Mindener Chronik
25
,
hat Karl der Große im Jahre 783 ein Bistum zu Schieder
gestiftet, das später durch die sächsischen Fürsten
Bruno und Tankward nach Fallersleben, schließlich
von Heinrich I. nach Frohse (in Nordthüringen) und
dann von Otto I. nach Magdeburg verlegt worden sei.
Als Bischof in Fallersleben sei der später heilig ge-
sprochene Marco eingesetzt worden, der auch dort ge-
storben sein soll.
26
Bereits G. F. Fiedeler hat im vorigen Jahrhundert
darauf hingewiesen,
27
dass in diesem Fall den mittel-
alterlichen Geschichtsschreibern kaum Glauben ge-
schenkt werden darf, da ihre Aussagen sich auf eine
nicht mehr erhaltene sächsische Chronik stützten, die
erst im 13. Jahrhundert verfasst wurde. Fest steht
lediglich, dass Otto I. dem Erzstift Magdeburg im Jahre
937 die Stadt Frohse schenkte und dass Otto III. dem
Erzbistum im Jahre 997 Schieder übertrug. Von Fallers-
leben oder gar einem Bistum Fallersleben ist in diesem
Zusammenhang nicht die Rede. Die Schenkung von
Fallersleben an den Erzbischof von Magdeburg wurde,
wie erwähnt, lediglich in einer Urkunde Ottos II. von
973 bestätigt
28
.
Auch die Frage nach der Person des Bischofs Marco
dürfte als geklärt gelten. Hier scheinen sich in den ge-
nannten Quellen zwei Personen gleichen Namens zu
überlagern und dadurch zum Bischof von Fallersleben
gemacht worden zu sein. In der Urkunde Ottos I. von
942 ist von einem Marco die Rede, der den geschenkten
Gütern vorstand, was jedoch nicht heißt, dass es sich
bei dieser Person um einen kirchlichen Würdenträger
gehandelt haben muss. Des Weiteren befindet sich in
einer Urkunde Heinrichs II. von etwa 1020
29
ein Hin-
weis, dass ein Bischof Marco Güter in Fallersleben be-
sessen habe. Von einem Bischof von Fallersleben wird
dabei nichts gesagt, gemeint scheint hier Bischof Marco
von Schleswig zu sein. Die Überlieferung von einem
Bistum Fallersleben ist deshalb gewiss ins Reich der
Legende zu verweisen.
Die St. Michaelis-Kirche.