Seite 28 - Heilig

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ohnehin schon fast völlig zerstört war. Kein Gebäude, das ohne
Schäden dastand – selbst am Stadtrand nicht.
Die Verwüstungen der Bombenangriffe hatten seit Monaten bizarre
Bilder produziert. In den Bäumen flatterten Bettwäsche und zerris-
sene Gardinen. Mitten in die Andreaskirche hinein hatte der Explo-
sionsdruck von Luftminen eine riesige Linde geschleudert, die nun
zwischen den verkohlten Bänken lag. In manchen Häusern waren
die Außenmauern weggerissen und gaben den Blick frei auf tape-
zierte Schlafzimmerwände und halbe Küchen, in denen noch Tische
und Schränke standen und Bilder an den Wänden hingen.
8 Uhr:
Die Amerikaner unterbrachen die Kanonade für etwa ein-
einhalb Stunden, um eine angekündigte Rede Berthold Heiligs abzu-
warten. Er sollte gegen 8.15 Uhr im „Drahtfunk“ sprechen.
Tausende Menschen drängten sich bang, aber doch auch voller
Hoffnung um die Volksempfänger, um die Kunde von der kampflo-
sen Übergabe der Stadt zu hören. Doch das Gegenteil geschah. Bert-
hold Heilig forderte die Bevölkerung zum Kampf auf und erklärte
Braunschweig zur Festung, die bis zum „letzten Blutstropfen“ ver-
teidigt werden sollte. „Wir haben dem Führer einen heiligen Eid
geschworen, unser Leben für Deutschland einzusetzen. Dieser Eid
verpflichtet uns auch heute noch. Allen Gerüchten zum Trotz:
Braunschweig kapituliert nicht und wird nicht kampflos dem Feind
übergeben. Ich fordere alle waffenfähigen Männer auf, sofort am
Kreisbefehlsstand zu erscheinen.“
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Heilig berief sich auf den erst kurz zuvor, am 19. März, ergangenen
„Nero“-Führerbefehl der „verbrannten Erde“, die den Angreifern zu
hinterlassen sei. Geradezu wahnwitzig beschwor er noch einmal die
„Werwolf“-Untergrundbewegung, die – erst wenige Tage zuvor von
Josef Goebbels sozusagen „erfunden“ – jeden Deutschen zwischen
15 und 70 zu den Waffen rief. Das Motto lautete: „Der Werwolf hält
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IV. Kapitel