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D i e A r c h i t e k t u r d e s K a i s e r d o m s – G e s t a l t u n d G e n e s e
Die Lage ist eindrucksvoll: Auf einem Geländesporn des
Elms errichtet beherrscht das kaiserliche Bauwerk mit
seinen drei hoch aufragenden Türmen weithin sichtbar
die Landschaft und überragt stolz die Dächer der kleinen
Stadt. Unübersehbar ist der „Kaiserdom“ heute für jeden,
der die Bundesstraße 1 benutzt, und war es für Reisende
und Kaufleute, die auf einem der wichtigsten West-Ost-
Handelswege des Mittelalters unterwegs waren, jener
Route, die die Metropolen Braunschweig und Magdeburg
verband und am Nordrand des Höhenzugs entlangführte.
1135, auf dem Höhepunkt seiner Macht, entschloss sich
Lothar III., das mütterlicherseits ererbte Kanonissenstift
aufzulösen, am selben Ort eine Benediktinerabtei neu
zu gründen und mit dem Bau einer Kirche zu beginnen.
Ein höchst ambitioniertes Projekt hatte sich der Süpplin-
genburger vorgenommen. Eine würdige Grablege für sich
selbst und seine Familie hatte er im Sinn, aber auch ein
Bauwerk, das seinem christlich-imperialen Machtan-
spruch sichtbaren Ausdruck verleihen konnte. Keinen
Aufwand wollte er scheuen, um einen Bau zu errichten,
der es mit den modernsten Architekturen jener Zeit auf-
nehmen konnte – Maßstab für Lothar war vor allem der
Dom seiner salischen Vorgänger in Speyer.
Blick auf den Kaiserdom von Norden