Seite 30 - Kaiserdom

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D i e M a l e r e i e n i m K a i s e r d o m
Beschreibung
Betreten wir den Dom durch das Löwenportal, seinen
traditionellen Haupteingang an der Nordseite, dann fällt
der Blick unvermittelt auf eine Darstellung der südlichen
Langhauswand. Dort erblickt man die monumentale
Standfigur eines Engels in einem stoffreichen Gewand mit
unruhig gebrochenen Falten. Während sie mit der Rechten
ihr Übergewand rafft, trägt sie in ihrem linken Arm ein
Ährenbündel. Auf einem Inschriftenband wird sie als
TERRA, Personifikation der Erde, bezeichnet. Zu Füßen
der geflügelten Figur ist rechts und links je ein stilisierter
Baum angeordnet, den jeweils zwei Löwen flankieren.
Diese drei Komponenten füllen das jochbreite Wandfeld.
Wie hier sind auch die anderen Felder oben zwischen den
Fenstern jeweils durch einen Zinnenfries begrenzt, über
den zwischen den Obergadenfenstern eine stilisierte
Palme hinausragt, von der zwei Öllampen herabhängen.
Gleich den flächig gehaltenen figürlichen Darstellungen
betont die gesamte Ausmalung des Langhauses mit ihrer
gleichförmig gemalten Quadrierung unter- wie oberhalb
der Zinnen den Flächencharakter auch der Hintergründe.
Darin entsprechen sie der programmatischen Absicht, die
Wand nicht illusionistisch verschwinden zu lassen. Viel-
mehr habe die ornamentale Malerei die architektonischen
Vorgaben zu respektieren und hervorzuheben, während
die figürlichen Malereien in erster Linie als inhaltlich
sprechender Schmuck des Kirchenraumes gedacht seien.
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Die drei sich nach Osten anschließenden Wandfelder über­
nehmen dieses Kompositionsschema und modifizieren es
zugleich: Es folgt AQVA, die Personifikation des Wassers.
Vor ihrem Körper hält sie überkreuz zwei Dreispitze mit
aufgespießten Fischen. Als charakteristiche Beigaben be-
gleiten sie rechts und links unten zuseiten eines Baumes
jeweils zwei phantastische Fische, die Fontänen ausstoßen.
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In entsprechender Weise schließt sich AER, die Personi­
fikation der Luft, an. Sie hält ihre Hände mit je einem
Vogel seitlich vom Kopf empor; begleitet wird sie von
Adlern. Schließlich folgt IGNIS als Verkörperung des Feu-
ers. Vor sich hält sie zwei brennende Fackeln, rechts und
links zu ihren Füßen setzen je zwei feuerspeiende Drachen,
deren Schwänze in Schlangen übergehen, zuseiten eines
Baumes das Schema fort.