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D i e M a l e r e i e n i m K a i s e r d o m
Leicht erschließen wir die Personifikationen auf der süd-
lichen Langhauswand als Darstellung der vier Elemente.
Ihnen antworten auf der gegenüberliegenden Langhaus-
wand v.W.n.O. NOX (die Nacht), CREPVSCVLVM (die
Abenddämmerung), MERIDIES (der Mittag) und DILV-
CVLVM (die Morgendämmerung). Sie folgen dem gleichen
Kompositionsschema mit der zentralen Figur eines Engel,
der seine Flügel weit abgespreizt und mit beiden Händen
die goldene Sonnenscheibe hält: Die Nacht verbirgt ihr
Antlitz unter ihrem Gewand, die Morgendämmerung ent-
hüllt die Sonne und am Mittag wird sie mit beiden Händen
hoch empor gehalten (so dass sie gar die dortige Zier-
leiste durchstößt!). Schließlich bedeckt die Abenddäm-
merung die Sonnenscheibe wieder mit ihrem Gewand.
Wie bei den Darstellungen der vier Elemente sind auch
den Engel-Personifikationen in übereinstimmender Wei-
se – doch in abweichender Reihenfolge – identische
Fische, Drachen, Adler und Löwen beigegeben.
Auf den Wänden und Pfeilern der Querhausarme setzt sich
die ornamentale Gliederung des Langhauses fort. An die
Stelle der Personifikationen treten hier jedoch im nörd-
lichen und im südlichen Kreuzarm je ein Fries aus drei
mal sieben singenden oder musizierenden Engeln, die auf
Wolkenbändern vor rötlichem Hintergrund stehen: Die
Engelgruppen an den Stirnseiten spielen auf ihren Instru-
menten, während die sich jeweils gegenüberstehenden
Engelchöre an den Frontseiten Schriftbänder halten. Die
Inschriften der südlichen Engelchöre sind dem Alten, die
der nördlichen dem Neuen Testament entnommen.
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Dabei
wird eine begrenzte Anzahl von Engel-Typen, teils spiegel-
bildlich und farblich variierend, in einer bestimmten
Abfolge wiederholt.
Nördliche Langhauswand, „NOX“