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Thronfolge nach dem Regentschaftsgesetz vom
Februar
1879
, nach den welfischen Hausgesetzen
nach seinem Testament verantwortungsvoll
rechtsverbindlich geregelt sei. Sein Glaube an
Bibelspruch „Recht muss doch Recht bleiben“,
unerschütterlich und Reichskanzler Otto
Bismarck, immerhin auch schon fast
70
Jahre alt,
entschiedener Gegner einer Versöhnung zwisc
Welfen und Preußen, würde nicht ewig regi
können. Insoweit hatte Wilhelm keine Zweifel,
der Tag nicht fern sei, an dem Ernst – wie er
Herzog Ernst August von Braunschweig-Lüne
(
1845 –1923
) aus der hannoverschen Linie der We
nannte –, ihm nachfolgen würde.
Ein geordnetes Staatswesen und ein blühendes L
würde er vorfinden, meinte Wilhelm, mit einer leistungsfähigen Landwirtschaft,
zahlreichen Fabriken, die im Zusammenhang mit der bäuerlichen Produktion entstan
waren, wie Konserven-, Zucker- und Maschinenfabriken. Die im Harz und imWeserbergl
vorhandenen Bodenschätze in Verbindung mit den großen Holzvorräten sowie
Erschließung des Landes mit Straßen und Eisenbahnlinien, aber auch die zentrale Lage
Herzogtums ließen eine erfolgreiche, industrielle Entwicklung erwarten. Zahlreiche Fir
gründungen in den letzten beiden Jahrzehnten der Regierungszeit Wilhelms berechtigte
großen Hoffnungen, wenn auch durch einige Firmenzusammenbrüche Rückschläge
genommen werden mussten. Eine Reihe von Firmen des früheren Herzogtums haben bis
heutigen Tage trotz Weltkriegen und Inflationen eine bewundernswerte Entwickl
genommen, wie der Autor ausführlich berichtet. Parallel zum Wachsen der Industrie
wickelten sich auch Organisationsformen der Arbeiterschaft, die in Braunschweig durch
bekannten Sozialisten und Unternehmer Wilhelm Bracke angeführt wurde.
Die Gestaltung der Gründerzeit mit staatlichen Rahmenrichtlinien hatte der Herzog ü
wiegend seiner Regierung überlassen. Er selbst fühlte sich zuständig für das Militär, für
Theater und für die auswärtigen Beziehungen, insbesondere für das Verhältnis zu Preußen
zu den Habsburgern. Er war häufiger und gern gesehener Gast in Berlin undWien, wo er z
weise zwei Wohnsitze, in Hietzing und am Kärntner Ring, unterhielt.
Seine regelmäßigen Theaterbesuche hatten zur Folge, dass der Herzog zum künstlerisc
Personal gute Kontakte unterhielt, die sich bei einigen Tänzerinnen, Sängerinnen und Sc
spielerinnen zu einem besonders engen Verhältnis verdichteten. Die meisten Verbindungen
Herzogs zu den Künstlerinnen waren früher oder später in Braunschweig bekannt gewor
wenn auch die verbreiteten Informationen mit den tatsächlichen Ereignissen am Hofe n
immer übereinstimmten. Anhand der herzoglichen Tagebücher gibt der Autor erstmalig
zuverlässig einen Überblick über das Privatleben und die Mätressen des Herzogs Wilhelm.
ISBN 3-937664-07-6
Wilhelm in Sybillenort, 1884