Seite 163 - Kirchenbuch

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Begegnungen der Re l i g i onen – Mus l ime und Chr i sten
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Aus der Zeit zwischen 1650
und 1750 sind uns einzelne
Konversionen bekannt gewor-
den: Am 7.11.1653 wurde bei-
spielsweise der erste von meh-
reren bekannt gewordenen
afrikanischen Dienern („Moh-
ren“) am Wolfenbütteler Hof
durch Oberhofprediger Joa-
chim Lütkemann unter großer
Anteilnahme in der Hauptkir-
che B.M.V. getauft. Über sein
Leben und Schicksal ist nichts
weiter bekannt; weit mehr hin-
gegen über das Leben der
Mohren Rudolf August (vor
1684-1725), welcher 1684 von
Herzog Rudolf August in Leip-
zig erworben wurde und sich
später offenbar großer Wert-
schätzung am Hof erfreute,
und Anton Wilhelm Amo (ca.
1700-nach 1753), welcher es über Hofdienst und Studium bis zu
Professuren in Halle und Jena brachte. Stets war die Aufnahme
der häufig noch sehr jungen Afrikaner in den Hofdienst mit der
Konversion verbunden.
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Sodann heiratete in Blankenburg der
Zorger Pfarrer Christian Moritz Grimm (1722-1789) die „schöne
Türkin vom Schwarzen Meer“, die am Hofe in Blankenburg Auf-
nahme und Unterweisung erhalten hat. Anna Charlotte Rhebisch
(1722-1766), wie sie nach ihrer Konversion genannt wurde, hat an
verschiedenen Orten eine intensive Glaubensbelehrung im Blick
auf das Christentum erhalten
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; über ihre Gefühle, ihr religiöses
Herkommen hingegen schweigen die Quellen. In den folgenden
Jahrhunderten fand der interreligiöse Dialog keine nachhaltige
Aufmerksamkeit.
Als nach dem Zweiten Weltkrieg durch den wirtschaftlichen Auf-
schwung auch das Braunschweiger Land vermehrt Gastarbeiter
anwarb und aufnahm, kam es in den industriellen Ballungsgebie-
ten um Wolfsburg, Salzgitter, Goslar, Braunschweig wie Helmstedt
zu einem starken Zuzug türkischer Staatsbürger. Lange Zeit leben
Abb. 3:
Abbas Cachiane Kaefe
Rhebisch (1722-1766),
Fotonachweis:
Landeskirchliches
Archiv Wolfenbüttel