Seite 32 - Luftfahrtgeschichte

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HANS AUSTINAT
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Halle) und der Flughalle Ost (bisherige Halle der Flughafengesellschaft) ab-
gestellt, während die zweite neue Halle als Werfthalle für den ganzen Flug-
betrieb diente.
Bereits im September 1933 richtete die Braunschweiger Pianofabrik Gro-
trian-Steinweg eine Flugzeugbauabteilung ein. Diese firmierte später als
Flugzeugwerke Braunschweig GmbH und nahm am 1. August 1936 im Nor-
den des neuen Flughafens eine Einflughalle für reparierte Flugzeuge in Be-
trieb. Für die MIAG wurde bereits Anfang 1936 eine Einflughalle (Werk III)
am Nordrand des Flughafens errichtet, und bis 1937 folgten die Produk-
tionsstätten der MIAG, später Luther und Jordan, bei Bienrode (Werk II) für
den Lizenzbau von Flugzeugen. Diese Anlagen waren am Nordrand des
Flughafens angesiedelt, und sie waren für die Flugzeugindustrie in Braun-
schweig sehr wichtig. Bei den Lutherwerken entwickelte Richard Dietrich
(1894 – 1945) ein eigenes Schulflugzeug, die MD 12, das aber nicht in Serie
ging. Die MIAG baute an der Frankfurter Straße (Werk I) und in den Luther­
werken bei Bienrode und Waggum (Werk II und III) Schulflugzeuge Ar 66
und Fw 58 sowie Aufklärungsflugzeuge He 46. Am bekanntesten sind wohl
der Bau und die Reparatur des Zerstörers Messerschmitt Bf 110. Während der
Kriegszeit wurden allein in den Lutherwerken in der Stadt, in Bienrode und
Waggum mehr als 6000 Arbeitskräfte auf dem Flugzeugsektor eingesetzt.
Ausführ­liche Angaben darüber finden sich an anderer Stelle dieses Buches.
Für die Treibstoffversorgung des Flughafens war die Erstellung einer unter-
irdischen Versorgungsleitung damals eine große Leistung. Das im Thuner
Kanalhafen umgeschlagene Benzin wurde durch eine solche Rohrleitung zum
Großtanklager Ehmen gepumpt, das sich dort gut getarnt im Hohnstedter
Holz befand. Von hier aus führte eine wiederum unterirdische Versorgungslei-
tung zurück zum Flughafen Braunschweig, der so seinen Bedarf an Flugbenzin
deckte.
Wegen des sehr stark angewachsenen Flugbetriebs und des gestiegenen
Platzbedarfs der Flugzeugindustrie im Norden war die Erweiterung des
Flughafens zwingend notwendig. Diese Erkenntnis setzte sich schon kurz
nach der Eröffnung 1936 durch. Mit ihrer Umsetzung wurde sofort begon-
nen.
Die Technische Hochschule Braunschweig suchte am Rollfeld des neuen
Flughafens Platz für mindestens 6 Gebäude. Sie errichtete am Südrand der
Flughafenerweiterung ein Luftfahrtlehrzentrum mit 4 Institutsgebäuden,
1 Hörsaalgebäude und 1 Flugzeughalle, wobei das schon 1935 in Betrieb ge-
nommene Institut für Luftfahrtmesstechnik und Flugmeteorologie zu Guns-
ten eines erneuten Neubaus wieder weichen musste. Richtfest für die ganze
Anlage war im Oktober 1937, die feierliche Einweihung durch Reichsminis-
ter Rust am 26. November 1938. Der TH war bereits 1930 das erste deutsche
Institut für Luftfahrtmesstechnik und Flugmeteorologie angegliedert wor-