BERND SCHNEIDER
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V:
Abteilung für HNO-Kranke
VI:
Abteilung für Nerven- und Geisteskrankheiten
VII: Abteilung für Zahn-, Mund- und Kiefer-Kranke
VIII: Sichtungsabteilung fliegendes Personal
IX : Abteilung für Frauen.
Für das in Braunschweig erbaute Lazarett wurden alle diese Abteilungen
eingerichtet. Entsprechend dem geltenden Konzept wurde es mit allen
neuzeitlichen medizinischen Einrichtungen für die Behandlung der Kran-
ken ausgerüstet. Hierzu gehörten eine reichlich ausgestattete Operationsab-
teilung, eine Röntgenabteilung, besondere Behandlungszimmer und Labora-
torien für die einzelnen Fachabteilungen sowie auch eine Heilbäderabteilung
mit Einrichtungen für Wasser-, Dampf- und elektrische Bäder. Neben die-
sen Behandlungseinrichtungen wurde besonderer Wert darauf gelegt, den
Kranken die natürlichen Heilkräfte Licht, Luft, Sonne und Wasser zu er-
schließen. Deshalb wurden die Lazarette meist draußen im Grünen gebaut,
und fast alle Krankenzimmer hatten Südlage, so auch in Braunschweig. Für
Liegekuren stand im Erdgeschoss eine Liegeterrasse zur Verfügung, und vor
den Krankenräumen der oberen Geschosse waren offene Balkone ange-
bracht. Der Blick der Kranken fiel auf die weiträumigen Grünflächen des
Lazarettgartens, der von jedem Durchgangsverkehr freigehalten wurde, um
die Ruhe nicht zu stören. Die Kranken wurden nicht mehr in großen Sälen,
sondern in kleineren Zimmern von ein bis höchstens sechs Betten unterge-
bracht. Durch elektrische Meldeanlagen war es dem Patienten möglich, sich
bei dem Pflegepersonal bemerkbar zu machen, und jeder Kranke konnte sich
durch Kopfhörer in das Rundfunknetz einschalten.
Ansteckend Kranke wurden in ein Absonderungsgebäude neben dem Bet-
tenhaupthaus verlegt, und für Nervenkranke sind in allen großen Lazaretten
besondere Abteilungen eingerichtet worden. Küche und Wäscherei waren in
besonderen Gebäuden untergebracht, die aber mit den übrigen Räumen des
Lazarettes zusammenhingen, um die inneren Verkehrswege abzukürzen,
während Personalunterkünfte und die Kapelle in einigem Abstand von den
Hauptgebäuden angeordnet waren. Eine sehr wichtige Versorgungseinrich-
tung war das Heizhaus, in dem sich die Koks-Zentralheizung befand. Dort
war auch die autarke Energieversorgung installiert: Bei Stromausfall konnte
ein Notstromaggregat in Betrieb genommen werden. Es gab auch eine unab-
hängige Wasserversorgung mit eigenem Brunnen, Pumpstation, Aufberei-
tungs-, Druckerhöhungs- und Abwasseranlage.
Durch die Abtretung des Geländes an die Luftwaffe bestand die Möglich-
keit, ohne weiteres eine schnelle Bauplanung in die Wege zu leiten. Damit
wurde der Architekt Dr. Hermann Diestel (1875 – 1946) aus Hamburg beauf-
tragt, der Erfahrung beim Bau von Betten-Hochhäusern hatte. Am 10. Sep-
tember 1936 fand eine örtliche Besprechung mit der Luftwaffe statt, und am