Seite 13 - Muenzbuch

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Einleitung
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Einleitung
Eine Münz- und Geldgeschichte des Braunschweigischen Landes für einen größeren Leserkreis zu
schreiben bedeutet bei Zehntausenden von Münzen, die uns bis heute aus dieser Region erhalten sind,
sich auf die historisch wichtigsten und von der künstlerischen Gestaltung her schönsten Exemplare zu
beschränken. Wenn man zudem die Produktion von Medaillen und Marken und die Ausgaben von
landesspezifischen Geldscheinen vorstellen möchte, ist eine noch engere, aber möglichst repräsentative
Auswahl zu treffen.
Das Buch will sowohl die besonders interessanten und beeindruckenden Zeugnisse der braun-
schweigischen Münz- und Medaillenkunst beleuchten und interpretieren als auch Entstehung, Ent-
wicklung und Ende der eigenständigen Geldwirtschaft im Braunschweigischen Land sowie in den
darin liegenden Städten und Klöstern erläutern und in den allgemeinen historischen Rahmen ein-
binden. Es galt, eine für ein breiteres Publikum allgemein verständliche Darstellung mit einem Über-
blick über die braunschweigische Münz- und Medaillenprägung zu verbinden, der für Interessierte
und Fachleute, nämlich Numismatiker, Münzsammler, Wirtschafts- und Landeshistoriker, den Stand
der seit Jahrhunderten voranschreitenden Forschung zusammenfasst.
Ausgangspunkt waren zunächst einmal die Münzen und Medaillen. Auf die in den Archiven
liegenden schriftlichen Urkunden, Edikte, Erlasse, Briefe usw., in denen braunschweigische Münzen,
Medaillen, Münzmeister und geldgeschichtliche Entwicklungen erwähnt werden, direkt zurückzu-
greifen, hätte den vorgegebenen Rahmen gesprengt. Nur in Einzelfällen, wenn keine entsprechenden
Fachpublikationen vorlagen, wurde Archivmaterial herangezogen. Hauptziel war es, die bildliche
Präsentation möglichst vieler Münzen, Medaillen und Geldscheine mit verständlichen Hintergrund-
informationen über deren Herstellung, Verwendung, über ihre propagandistische und künstlerische
Bedeutung zu erläutern. Für Spezialisten sei auf die weiterführenden Anmerkungen am Ende jedes
Kapitels und das umfangreiche Literaturverzeichnis verwiesen.
Die Geld- und Münzgeschichte des Braunschweigischen Landes verlief keineswegs einheitlich und
kontinuierlich; denn durch die zahlreichen territorialen und politischen Veränderungen, die das Land
im Laufe der Jahrhunderte erlebte, wurde auch das Münzwesen geprägt. Der geographische Raum,
mit dem sich dieses Buch beschäftigt, umfasst im Wesentlichen die Länder des alten Fürstentums
Braunschweig-Wolfenbüttel und die in diesem Gebiet liegenden Städte und Abteien, die eigenständig
Münzen ausgaben. Dazu gehörten unter anderem Helmstedt, Gandersheim, Königslutter, vor allem
aber die Stadt Braunschweig. Da im mittelalterlichen Geldwesen die Stadt Goslar eine maßgebende
Rolle für das gesamte Land spielte, waren die Goslarer Münzen zu beachten, auch in Zeiten, als
Goslar nicht den Braunschweiger Herzögen unterstand. Für die Braunschweiger Herzöge der Linie
Wolfenbüttel prägten Münzstätten überall im Land, unter anderem in Braunschweig, Wolfenbüttel,
Goslar, Zellerfeld, St. Andreasberg, Osterode und Helmstedt. Um die braunschweigische Münz- und
Geldgeschichte in ihren Zusammenhängen mit den Nachbargebieten zu erläutern, musste gelegentlich
auf die Münzprägung benachbarter Regionen und Städte eingegangen werden, im 12. und 13. Jahr-
hundert auf die Münzstätten in Lüneburg, Bardowick, Hannover, Wegeleben oder Göttingen, im 11.
Jahrhundert sogar auf Münzen aus Friesland.
Die ersten sieben Kapitel schildern in chronologischer Reihenfolge die Entwicklung des Münz-
wesens und stellen die wichtigsten Münztypen vor. Die Darstellung beginnt mit der Zeit der
sächsischen und salischen Kaiser, als im 10. und 11. Jahrhundert nachweislich die ersten Münzen im
Raum nördlich des Harzes hergestellt wurden (Erstes Kapitel: Die sächsisch-salische Zeit). Das mittel-