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Die sächsisch-salische Zeit
Könige über Deutschland herrschten, begann auch im weiteren Umfeld Braunschweigs die Münz-
prägung.
Im Raum des späteren Braunschweigischen Landes war Goslar die wichtigste Münzstätte. Dort
wurde wohl seit dem letzten Viertel des 10. Jahrhunderts ein Teil der so genannten Otto-Adelheid-
Pfennige geprägt (siehe unten S. 18) auch wenn die Existenz einer Münzstätte in Goslar erstmals 1069
urkundlich bezeugt ist.
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Im 10. Jahrhundert hatte man begonnen, die Si lbervorkommen des
Rammelsberges auszubeuten
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, Grundlage für die spätestens im 11. Jahrhundert reiche Goslarer Münz-
prägung. Seit König Heinrich III. (1039-1056) war Goslar eine rein königliche Münzstätte; erst ab ca.
1290 wurden in Goslar städtische Münzen geprägt. Kaiser Otto III. (983-1002) gewährte im Jahre 990
der Abtei Gandersheim das Münzrecht. Trotz vieler Versuche, Dünnpfennige des 11. und der ersten
Hälfte des 12. Jahrhunderts Gandersheim zuzuweisen (siehe unten S. 19), stammen die ersten sicheren
Gandersheimer Münzen aus der Brakteatenzeit in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts.
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Das Bis-
tum Magdeburg besaß seit 965 das Recht, in dem nahe Gandersheim gelegenen Gittelde Münzen zu
prägen. Die ersten Prägungen, die sich dieser Münzstätte zuweisen lassen, stammen aber erst aus
salischer Zeit, aus dem 11. Jahrhundert.
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Zur gleichen Zeit gab auch die Abtei Helmstedt erstmals
Pfennige aus (siehe unten S. 25).
Seit der Ottonenzeit prägten Sachsenherzöge,
aber auch ihnen verwandte Grafen offenbar aus
eigener Machtvol lkommenheit Münzen.
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Darunter war das Geschlecht der Brunonen, zu
denen Graf Ekbert II. (1068-1090) gehörte, dem
die ersten Münzen aus Braunschweig zuzu-
weisen sind. Am Ende der salischen Zeit ließ der
Sachsenherzog Lothar von Süppl ingenburg
(1106-1137) in Braunschweig Münzen herstellen.
Die frühe Münzprägetechnik
Von der Antike bis ins 16. Jahrhundert, teilweise
sogar bis ins 18. Jahrhundert produzierte man
Münzen in Handarbeit mit Hi lfe von Münz-
stempel, Hammer und Amboss. Bevor die
Prägung beginnen konnte, mussten der so ge-
nannte ‚Schrötling’, das rohe ungeprägte Metall-
stück, und die Prägestempel für Vorder- und
Rückseite hergestellt werden. Der Münzbetrieb
mit einzelnen Arbeitsgängen ist auf einem Glas-
fenster der Münzstätte Schaffhausen aus dem
Jahre 1565 dargestellt (Abb. 1)
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.
Da die deutschen Münzen des Mittelalters
fast ausnahmslos aus Silber bestanden, lieferten
entweder die Schmelzhütten des Bergbaues das
so genannte ‚Brandsilber’ oder man schmolz alte
und fremde Münzen ein, um das notwendige
Edelmetal l zu gewinnen. In den Münzwerk-
stätten untersuchte man zunächst die Ausgangs-
materialien auf die darin enthaltenen Bestand-
teile hin, das so genannte ‚Probieren’.
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In einem
Abb. 1:
Die Münzstätte Schaff-
hausen auf einem Glas-
gemälde von 1565 für den
Münzmeister Werner
Zehntgraf und seine Frau
Veronika Peyer. – Berlin
bpk /Münzkabinett, SMB.