Seite 57 - Muenzbuch

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Die ‚Kipperei’ im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel
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Die Zahl der Kippermünzstätten im Land Braunschweig wird unterschiedlich überliefert. Meist
geht man von 32 oder 40 aus.
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32 ist die Zahl von Münzstätten, die in den Akten des Reichskammer-
gerichts zu Speyer von 1620 genannt werden. Sie sollen für die wolfenbüttelschen ‚Landdrosten’ Arndt
von Wobersnow und Henning von Rheden gearbeitet haben. Diese hohen Regierungsbeamten wurden
1620 samt den Münzmeistern, Wardeinen, Münzgesellen und zusammen mit Herzog Friedrich Ulrich
wegen Münzverbrechen vor dem Reichskammergericht angeklagt, ohne dass es aber vorerst zu Ver-
urteilungen kam.
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In der Folgezeit entstanden noch weitere Kippermünzstätten. Manche Hecken-
münzstätten arbeiteten nur wenige Wochen, manche so im Geheimen, dass keine Akten mehr ge-
blieben sind, die ihre Existenz beweisen. Einige dieser Münzstätten lagen außerhalb des Fürstentums
Braunschweig-Wolfenbüttel, gehörten aber den im Braunschweiger Land tätigen Kippern und
Wippern. Insgesamt dürften an weit über 40 Orten schlechte Münzen geprägt worden sein, die im
Braunschweiger Land kursierten.
Kippermünzstätten im Bereich des Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel
(nach Bahrfeldt, Fiala und Jesse, abgekürzt B, F, J)
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Alfeld
(B, F, J)
Allersheim
(J)
Amelunxborn
(B, F, J)
Barsinghausen
(F, J)
Bevern
(B, J)
Bilderlah b. Seesen
(F, J)
Blumenau bei Neustadt a. Rbge
(B, F)
Bodenwerder
(F, B)
Bruchhausen / Hoya
(F, J)
Calenberg
(B, F, J)
Dassel im Solling
(B, F, J)
Dransfeld
(B, F, J)
Eldagsen
(B, J)
Ellrich / Hohnstein
(B, J)
Elze
(B, F, J)
Gandersheim
(B, F, J)
Gittelde
(F, J)
Goslar
(F)
Grone
(F, J)
Hameln, Fürstl.
(B)
Hameln, Stadt
(B)
Hannover-Neustadt
(B, F)
Hardegsen
(B, F, J)
Hohnstein
(F, J)
Holzminden
(B, F, J)
Klettenberg / Hohnstein
(F, J)
Lauenstein
(F, J)
Liebenrode / Hohnstein
(B, J)
Lipprechterode / Hohnstein
(F, J)
Lohra / Hohnstein
(F, J)
Lutter a. Barenberge
(F, J)
Münden
(B, F)
Neuhaus a. Solling
(F, J)
Northeim, Mönchshof
(B, F)
Northeim, Stadt
(B, F)
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Polle a. d. Weser?
(J)
Poppenburg
(J)
Reinhausen b. Göttingen?
(J)
Riechenberg b. Goslar
(F)
Sarstedt
(B, F, J)
Seesen
(F, J)
Stolzenau
(B, F, J)
Uslar
(B, J)
Weende
(B, F, J)
Wickensen
(B, F, J)
Winzenburg
(F, J)
Wülfinghausen
(F, J, B)
Die Regierung, die für den schwachen Herzog Friedrich Ulrich die Geschäfte führte, war maßgeblich
daran beteiligt, Münzstätten zu verpachten und Gewinne zu erzielen. Friedrich Ulrich hatte auf Be-
treiben seiner Mutter Elisabeth von Dänemark 1615 die Regentschaft dem Oberhofmeister Anton von
der Streithorst übertragen. Dieser baute eine Art Kabinettsregierung auf, nannte sich ab 1616 ‚Statt-
halter’ und die Räte, die er zur Regierung heranzog, ‚Landdrosten’. Zu dieser Regierung gehörten sein
Bruder Joachim von der Streithorst, Henning von Rheden und Arndt von Wobersnow (Wobersnau).
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An der Spitze des Kipperei-Systems in Braunschweig-Wolfenbüttel standen Arndt von Wobersnow
und Henning von Rheden, die von weiteren Landdrosten und zahlreichen Amtsleuten unterstützt
wurden.
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