30
Di e Ent s t ehung der Werks t a t t für Text i l res t aur i erung
schweigischen Vereinigten Kloster- und Stu-
dienfonds, den Landkreis und den Bund konnte
sie 1983 am Kreuzgang des Klosters eröffnet
werden
65
. Als unabdingbare begleitende Maß-
nahme dieser Bemühungen wurde die restaura-
torische Bearbeitung der Objekte erachtet.
Deshalb hatte man sich entschieden, die Stelle
einer Textilrestauratorin zu schaffen, die im
selben Jahr 1983 mit Friederike Ebner von
Eschenbach besetzt wurde.
Ebner von Eschenbach, die ihre Ausbildung
an der Fachschule für Angewandte Kunst
Schneeberg (Erzgebirge) durchlaufen hatte, der
sich ein zweijähriges praktisches Volontariat bei
den Staatlichen Schlössern und Gärten, Pots-
dam-Sanssouci anschloss, setzte mit ihrer
beruflichen Orientierung eine gute Familien-
tradition fort, war ihre Mutter Helene doch
lange Jahre als Leiterin der Textilrestaurierung
der Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-
Sanssouci tätig gewesen. Mit Elan nahm sie sich
der Aufgabe an, den hochrangigen Bestand der
St. Marienberger Paramente restauratorisch zu
sichern.
In den Anfangsjahren führte die Restaurato-
rin ihre Arbeiten noch alleine durch. Doch bald
schon hatte sich die Werkstatt ein hohes
Ansehen erworben und auch Aufträge von
außerhalb des Klosters gewinnen können, so
dass es notwendig wurde, für die Textilrestau-
rierung einen eigenen großen Arbeitsraum
einzurichten (1986)
66
. Da die Restaurierungs-
werkstatt als Unterabteilung der Paramenten-
werkstatt der von Veltheim-Stiftung fungiert,
war es möglich, auf die jeweilige Auftragslage
flexibel zu reagieren: Bei Bedarf konnten
Mitarbeiterinnen der einen auch für Arbeiten
der anderen Abteilung eingesetzt werden.
Deren gute handwerkliche Ausbildung als
Paramentikerinnen, Handstickerinnen und
-weberinnen sowie Schneiderinnen sowie die
Ausstattung der Paramentenwerkstatt mit
Webstühlen, Stickrahmen etc. waren ideale
Bedingungen für diesen Austausch. Das Modell
hat sich bis heute hervorragend bewährt.
War das Jahr 1983 eine wichtige Weg-
marke für den Erhalt der materiellen Kultur
Die Gründung der Werkstatt für Textilrestau-
rierung beim Kloster St. Marienberg muss vor
dem Hintergrund dieser Neuausrichtung
gesehen werden. Schon gegen Mitte der 70er
Jahre erkannte man die dringende Notwendig-
keit, sich der klostereigenen, mittelalterlichen
Textilien restauratorisch anzunehmen. Die
Stücke wurden bisher in Holztruhen aufbe-
wahrt und einmal jährlich in der September-
Ausstellung der interessierten Öffentlichkeit
präsentiert. Dass diese Lösung angesichts des
Umfangs und der Bedeutung der St. Marien-
berger Stücke nur eine vorübergehende sein
konnte, war allen Verantwortlichen sehr
bewusst. Ein Gremium, bestehend aus Vertre-
tern des damaligen Braunschweigischen Ver-
einigten Kloster- und Studienfonds als Eigen-
tümer der Textilien, der von Veltheim-Stiftung,
des Landkreises, der Landeskirche und der
Kirchengemeinde St. Marienberg beschloss
deshalb 1979 die Einrichtung einer Schatzkam-
mer, die eine sachgerechte dauerhafte Aufbe-
wahrung und zugleich eine moderne Präsenta-
tion der Textilien ermöglichen würde. Mit
finanzieller Unterstützung durch den Braun-
Abb. 9: Friederike Ebner von
Eschenbach, Leiterin der
Textilrestaurierung in
St. Marienberg
Paramenten_Inhalt_neu.indd 30
13.11.2008 7:38: