Seite 29 - Quadriga

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Rietschels Quadriga – zum Dritten
denn bei Größenordnungen wie der Quad­riga (9,2m Höhe x 9,5m
Länge x 7,5m Breite) muss der Guss in Teilen erfolgen, das Gesamt-
objekt lässt sich nicht in einem Gießvorgang herstellen.
Auch das Auswählen der einzelnen Guss-Stücke verlangt große Er-
fahrung – sie müssen sich ja im Schweißverfahren auch wieder exakt
zusammenfügen lassen, die Nähte werden dann entgratet, geglättet
und poliert. Aus Gewichts- und Kostengründen sind die Figuren
innen hohl. Die nächste Hürde ist die Materialfrage und die Wahl des
Gussverfahrens. Auch hier ist viel Erfahrung vonnöten, denn das
hochwertige Material und der aufwändige Gießvorgang machen
etwaige Fehler zu einer kostspieligen Angelegenheit. Hier gilt das
Motto Herzog August d. J., des Begründers des Neuen Hauses Braun-
schweig, aus Wolfenbüttel: „Alles mit Bedacht“. Aus diesen schon
allein rein technischen Ansprüchen ergibt sich der große Zeitaufwand,
der bei der Realisierung einer solchen Großplastik unvermeidlich ist.
Aber es sind auch noch Zwischenschritte notwendig.
Herzog Wilhelm bekam zur Freigabe ein Tischmodell vorgeführt,
das er huldvoll akzeptierte. Nach einem Tischmodell kann der Gießer
aber nicht arbeiten. Es muss zum Abformen in einen 1:1-Maßstab
übersetzt werden, das geschieht oftmals in mehreren Schritten. Der
folgende Schritt bei Rietschel war ein 1:3 Gipsmodell. Ein glücklicher
Rietschels Meisterwerk in Gips,
Maßstab 1:3, aus der Skulpturensammlung
des Albertinums in Dresden.
Blick in eine Bildhauer-Werkstatt, in der
Pferde aller Größen die Hauptrollen spielen.