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V
Die Räume des Schlosses
Herausragende
Exponate
der heutigen Ausstattung
:
►
Das Schreibkabinett (1720; Leihgabe des
Braunschweigischen Landesmuseums), das mit
dem Monogramm Herzog August Wilhelms
versehen ist, stellt als Möbelform eine Ver-
schmelzung des älteren Bureau Mazarin (ein
schönes Exemplar ist in der Antichambre zu
sehen) mit einem Kabinettschrank dar. Eine
Vorform hierzu ist in dem vermutlich von
Herzog Anton Ulrich in Antwerpen erworbe-
nen Schreibkabinett zu sehen, das im Herzog
Anton Ulrich Museum in Braunschweig
ausgestellt wird.
►
Das erlesene Ensemble aus Spiegel mit ge-
schnitztem, golden gefasstem Akanthusrah-
men (spätes 17. Jahrhundert), vergoldetem
Prunktisch (um 1700; Leihgabe SKH Ernst
August Prinz von Hannover) und zwei
Mohren-Guéridons (17. Jahrhundert) orien-
tiert sich an für die Zeit um 1700 typischen
Inszenierungen.
►
Die auf dem Prunktisch plazierte Pendule fällt
durch ihre qualitätvolle Boulle-Arbeit, eine
Dekorform, bei der Schildpatt, Messing und
feuervergoldete Verzierungen kombiniert
werden, auf. Das Anfang des 18. Jahrhunderts
gefertigte Stück stammt vom Pariser Uhrma-
cher Nicolas Fortin. Dieser ist möglicherwei-
se ein Vorfahr des berühmten Mechanikus’
Jean Nicolas Fortin (1750-1831).
►
Die in den Raumecken aufgestellten
Guéridons mit ihren überlebensgroßen Moh-
renfiguren (1710, Braunschweig; Leihgabe
des Städtischen Museums in Braunschweig)
sind der Überlieferung nach als Gastgeschen-
ke von Zar Peter I. nach Wolfenbüttel gekom-
men. Im Jahr 1713 hatte der russische Zar
den greisen Herzog Anton Ulrich in dessen
Salzdahlumer Lustschloss besucht (nachzu-
lesen unter „Zar Peter der Große besucht
Salzdahlum“). Zusammen mit zwei weiteren
dazu passenden Guéridons, die heute im
Städtischen Museum in Braunschweig zu
sehen sind, gehörten die vier Leuchterhalter
zur Prunkausstattung des zerstörten Redou-
tensaales im Südflügel des Schlosses.
►
Die Wirkteppiche aus dem 16. und 17. Jahr-
hundert erinnern an die Hängung ähnlicher
Stücke, mit denen die Wände der Anti-
chambre, des Audienzzimmers und des Al-
kovens im Paradeschlafzimmer ursprünglich
ausgestattet waren.
▲
Abb. 111
Spiegel-Tisch-
Guéridons-Ensemble
,
Pierre le Pautre (1660-
1744), Kupferstich,
um 1697; Museum im
Schloss Wolfenbüttel
Wesentliche Stücke der Ausstattung
nach Inventar
(1736)
6
:
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Wirkteppiche
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Spiegel mit gläsernem Rahmen
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Spiegel mit vergoldetem Rahmen über dem
Kamin
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Porträts von zwei Damen über dem Kamin
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Kaminschirm, zwei Feuerböcke aus Messing,
Kaminbesteck
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Zwei viereckige Tische
►
Ein Spieltisch aus Nussbaum mit Elfenbein-
einlagen
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Vier Stühle und vier Sessel aus Nussbaum mit
Leder- und Kreuzstichbezügen
►
Hölzerne, vergoldete Lüsterkrone
►
Abb. 112
Alkoven mit Parade-
bett im Paradeschlaf-
zimmer des Herzog-
appartements
,
Schloss Wolfenbüttel