Seite 7 - Schnecken_entdecken

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Grußwort
Die Beschäftigung mit Weichtieren beschränkt sich in der Bevölkerung überwiegend
auf zwei Bereiche: auf das Sammeln von „Muscheln“ am Strand und auf das Töten
von Nacktschnecken im Garten. Dem möchte die bereits 1868 gegründete Deutsche
MalakozoologischeGesellschaft (DMG), die ältesteweichtierkundliche Fachgesellschaft
der Welt, entgegenwirken, denn die etwa 600 verschiedenen Molluskenarten in
Deutschland sind lohnende Forschungsobjekte. Sie geben zum Beispiel Auskünfte
über die Qualität ihrer und damit unserer Lebensräume und unserer Umwelt. Ihre
Untersuchung gewinnt zur Zeit immer mehr an Bedeutung, weil sie gegenüber den
allermeisten Tier- und Pflanzengruppen außerordentliche Vorteile in der Erfassbar-
keit haben, sie sind das ganze Jahr über vorhanden und bei entsprechender Kenntnis
findbar und außerdem nicht besonders mobil. Ihr Vorkommen gibt also wirklich Aus-
kunft über den von ihnen bewohnten Biotop.
Viktor von Koch hat vor fast 150 Jahren begonnen, die Mollusken seiner Umgebung
zu bearbeiten und war damit in Niedersachsen einer der Pioniere, die das Terrain
bereitet haben für eine Reihe von späteren Forschern, von denen hier beispielhaft
einer der bekanntesten deutschen Molluskenspezialisten, Caesar Rudolf Boettger,
genannt werden soll, der 80 Jahre nach Kochs ersten Publikationen Ordinarius in
Braunschweig, in Viktor von Kochs Heimat, war.
Die Arbeit der ersten Regionalfaunisten wie Viktor von Koch, der seit 1881 Mit-
glied der DMG war, sind Bezugsgrundlagen für heutige Untersuchungen, vor allem
im Bereich des Naturschutzes. Von Koch und seine Zeitgenossen waren Vertreter
der großen Phase der Biodiversitätsforschung im 19. Jahrhundert. Ihre Arbeit wird
umso aktueller, als in der heutigen Zeit die weltweite Naturzerstörung so schnell
fortschreitet, dass viele Arten aussterben, ehe sie „entdeckt“ und wissenschaftlich
beschrieben werden können. Ihrem Namen entsprechend hat sich die Deutsche
Malakozoologische Gesellschaft der Erforschung des mit 120.000 Arten zweitgrößten
Tierstammes, der Weichtiere, verschrieben, jedoch nicht nur ihrer Erforschung,
sondern auch der Dokumentation ihrer Wissenschaftsgeschichte. Autor und Heraus-
geber haben mit der vorliegenden Arbeit über Viktor von Koch diesen überregional
zu Unrecht fast übersehenen Malakozoologen vor der Vergessenheit bewahrt. Im
Namen des Vorstandes und der Mitglieder dankt die DMGWalter Wimmer, der Braun-
schweigischen Landschaft und demNABU für das Engagement und unterstützt diese
Bildungsarbeit nachdrücklich. Die Bedeutung der regionalenMolluskenforschung ist
heute so groß wie ehemals und der Einsatz zum Erhalt unserer natürlichen Umwelt,
von dem ein gelungener kleiner Baustein hier vor uns liegt, ist wichtiger als je zuvor.
Dr. Vollrath Wiese
Vorsitzender der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft