Seite 41 - Topographie_der_Erinnerung

Das ist die SEO-Version von Topographie_der_Erinnerung. Klicken Sie hier, um volle Version zu sehen

« Vorherige Seite Inhalt Nächste Seite »
gründet, der sogar über die Grenzen der neuen Stadt hin-
ausging. An die Spitze der neuen Stadt wurde ein Staats-
kommissar gestellt, der nach dem Krieg durch einen Ober-
bürgermeister abgelöst werden sollte. Eine verwaltungs-
mäßige Konsolidierung der Stadt mit 108.480 Einwohnern
und einer Stadtfläche von 209 km
2
war bis zum Kriegsende
nicht mehr möglich, es fehlte an allem, an Verwaltungsper-
sonal, an Haushaltsmitteln, an verwaltungsmäßiger Infra-
struktur. Am 10./11. April 1945 nahmen alliierte Truppen
die Stadt ein.
Die Lager
Mit der Gründung der Reichswerke und deren Tochterge-
sellschaften kamen seit 1937 Tausende von Arbeitskräften
aus allen Gebieten des Deutschen Reiches, vor allem aus
Schlesien, dem Ruhrgebiet, dem Saarland, aber auch aus
ganz Europa ins Salzgittergebiet, anfangs freiwillig als Zi-
vilarbeiter, später, seit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges
immer mehr Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-
Häftlinge. Die Arbeitskräfte wurden untergebracht in den
mit Zahlen (1-53) und Buchstaben (A-M) durchnumerierten
rund 70 Lagern. Das Arbeitserziehungslager (Lager 21 Hal-
lendorf) unterstand der Gestapo Braunschweig und war be-
sonders gefürchtet, weil hier Menschen für die geringsten
„Vergehen“ für einige Tage oder Wochen eingesperrt wur-
den. Die Arbeitsbedingungen waren extrem hart, die Ver-
sorgung ausgesprochen schlecht. Wer die geforderten Ar-
beitsleistungen nicht mehr erbringen konnte, erkrankte,
wurde ausgesondert. Letzte Station für viele war das Kran-
kensammellager, eher aber ein Abschiebe- oder Sterbelager
(Lager 24 Reppner). Eine medizinische Versorgung gab es
kaum. Rund 4.000 Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene oder
KZ-Häftlinge fanden so bis 1945 den Tod. Sie wurden an-
fangs auf den Friedhöfen der Dörfer beerdigt, zu denen die
Lager gehörten. KZ-Häftlinge fanden auf dem Friedhof
Westerholz die letzte Ruhe, seit Sommer 1943 wurden zen-
tral alle verstorbenen Ausländer auf dem Friedhof Jam-
mertal beerdigt.
11