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Das Dekret benannte deutlich die Motive und
Erwartungen, die den österreichischen Staat
bei der Verleihung bewogen hatten:
„Der Voigtländer und Graßer, so zur Ver-
fertigung der Mathematischen Instrumente
aufgenommen worden, sind nicht allein mit
einem Schutz-Decret mit Gehülfen arbeiten zu
dörfen, wie geschehen, anzustellen, sondern
als Bürger und Meister anzusetzen, und ihnen
zur Lehrung müiger Jungen eine Beyhülfe zu
reichen, damit diese in sich wichtige Fabrica-
tur, so in meinen Staaten noch nicht existieret,
mit Bestand eingeführet, und in der Folge
weiter bearbeitet werden möge. Gestalten in
so lange die Fabricanten nicht als Bürger und
Meister erkläret sind, sie keine Jungen lehren
können, und den Zugang von denen Augspur-
ger, Nürnberger und anderen derley Gesellen
nicht erlangen.“
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Johann Christoph Voigtländer verstand es in den folgenden Jahren,
die an ihn geknüpften Erwartungen zu erfüllen. In den 1770er Jahren
trat er durch eine Reihe von Erfindungen hervor, die regen Absatz fan-
den. Zu nennen sind hierbei Einteilungsmaschinen für gerade Linien zu
natürlichen und verjüngten Maßstäben, eine Kreiseinteilungsmaschine
zu Gradringen, Astrolabien, Atlanten etc., eine Schraubenschneidema-
schine, eine Metalldrehbank und Appreturmangen für Schafwoll- und
Seidenfabriken. Ergänzt wurde das Produktionsprogramm durch Kom-
passe, Reißzeuge, Nivelliergeräte, Diopter und andere feinmechanische
Erzeugnisse.
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Voigtländer gab darüber hinaus zwei Schriften heraus, die
den Käufer oder potentiellen Kunden über Funktionsweisen der Instru-
mente in Kenntnis setzten. 1785 erschien eine „Beschreibung und
Gebrauch des von mir verbesserten Pantographen, sonst der Affe
genannt“, und 1790 publizierte Voigtländer eine „Anweisung, die
Nivellier-Waage mit einem Perspektiv richtig und genau zu
rectificiren“.
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Kurz vor seinem Tod im Jahr 1797 wurde Johann Christoph Voigt-
länder eine Landesbefugnis verliehen.
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Aus seiner 1767 geschlossenen
Ehe mit Maria Magdalena Wöllff’l waren eine Tochter und drei Söhne
hervorgegangen, die im väterlichen Betrieb das Mechanikerhandwerk
erlernt hatten und das Unternehmen nach dem Tode des Vaters gemein-
sam mit dessen Witwe fortführten.
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Johann
Christoph
Voigtländer
(1732–1797).
Nach einem
Ölgemälde