V O R H A N G A U F F Ü R D I E K U LT U R
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R A I S I N G T H E C U R TA I N F O R C U LT U R
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location into an urban entity, a living community in which life is worth living
and which sheds its light beyond its city walls. As to your question about the
relationship between mobility and culture: isn’t mobility the epitome of culture!?
Always there is creative movement, always there is potential, never the
mundane but at all times mental flexibility and the attempt to disturb our
inner complacency, our inner inertia, to keep us excited, confused, flexible.
In an interview you once said: “All Germany looks to Wolfsburg.”
Can Wolfsburg sustain that look?
One thing is for sure: if you compare Wolfsburg with other cities of the same size
and infrastructure you will realise immediately how excellent, important and
extraordinarily complex this city is. Hats off to that achievement! The fact is that
Wolfsburg, far more than any other city of its size, in terms of Kurt Schwitters’s
“Vorwärts nach weit” (striving into the future), is an engine. This tongue-in-chee
quote refers on the one hand to man’s inventive genius and technical innovative
power and, on the other, to his desire to follow the path of “Vorwärts nach weit”.
According to the German philosopher Friedrich Nietzsche, the problem that the
advocates of technical progress have is that they attempt to explain the world
without taking into account individual perceptions and feelings. The “cultural
inclination” of Wolfsburg takes a very different approach.
es gäbe also einfach keine. Eine solche Leere könnte durch nichts ausgefüllt
werden, nicht einmal durch schillernde Persönlichkeiten aus der Fußballwelt
oder große sportliche Erfolge. Ob Sie es glauben oder nicht, aber für solche
Tristesse gibt es in Deutschland durchaus Beispiele. Da haben Sie „nur“ Wirt-
schaft – und Wohlstand meinetwegen –, aber gelebt, so wie ich es verstehe,
wird anderswo. Nein, erst die Kultur, also „das Ganze als Rest“, wie es Michel de
Certeau einmal sagte, macht aus einem bloßen Wirtschaftsstandort eine Stadt,
ein lebendiges Gemeinwesen, in dem es sich zu leben lohnt und das auch nach
außen ausstrahlt.
Und was Ihre Frage nach dem Verhältnis von Mobilität und Kultur betrifft:
Mobilität, das ist doch die Kultur par excellence! Immer schöpferische Bewe-
gung, immer Möglichkeit und nie nur platte Wirklichkeit, immer geistige
Beweglichkeit und der Versuch, uns in unserer inneren Langeweile, unserem
inneren Stillstand aufzustören, uns in Aufregung, Verwirrung und Bewegung
zu halten.
Sie sagten einmal in einem Interview: „Ganz Deutschland blickt auf Wolfsburg.“
Hält Wolfsburg diesem Blick stand?
Eines ist doch klar: Vergleicht man das, was in Wolfsburg geboten wird, mit
anderen Städten ähnlicher Größe und Struktur, erkennt man gleich, wie vor-
züglich, beachtlich und außerordentlich vielschichtig das Angebot ist. Da kann
man nur seinen Hut ziehen. Wolfsburg ist eben weit mehr als zahlenmäßig ver-
gleichbare Städte ein Motor im Sinne eines „Vorwärts nach weit“, wie man mit
Kurt Schwitters sagen könnte. Diese augenzwinkernde Formel bezieht sich