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Jenseits des östlichen Okerumflutgrabens beherrscht
das Gebäude des Wilhelm-Gymnasiums die Südseite
der Leonhardstraße, die als Hauptstraße das südöstliche
Stadterweiterungsgebiet des ausgehenden 19. Jahrhun-
derts durchquert. Mit demWachstum der Stadtbevölke-
rung in der Folge der Industrialisierung wurde der Bau
zahlreicher neuer Schulen erforderlich, die systematisch
in den damaligen Neubaugebieten verteilt wurden. Das
Wilhelm-Gymnasium, eröffnet 1885, war die erste hö-
here Schule, die außerhalb der Altstadt errichtet wur-
de. Die Architekten Wiehe und Krahe (Sohn von Peter
Joseph Krahe) konzipierten den Schulbau als Reminis-
zenz an die mittelalterliche Backsteingotik. Das Bau-
material – dunkelroter Ziegel – macht sie zwischen den
zumeist als Putzbauten ausgeführten gründerzeitlichen
Wohnhäusern sofort erkennbar: Ein breiter, fünfachsiger
Risalit mit hohen Maßwerkfenstern springt in den Stra-
ßenraum vor.
In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts entstan-
den zahlreiche weitere Schulbauten in den Stadterweite-
rungsgebieten, so zum Beispiel der Bau Leonhardstraße
12 (1884 errichtet). Sie wurden von Stadtbaurat Lud-
wig Winter in recht einheitlichem Stil, einer Mischung
aus Gotik und Renaissance, und gleichartigem Material
(Ziegel, Haustein für besondere Details) entworfen.
Leonhardstraße 63