Seite 21 - Westphalenzeit

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Auflistung der in der Stadt vorhandenen Manufakturen. Diese Liste zeigt eine
Anzahl ansehnlicher und sehr unterschiedlicher Betriebe.
Um die Jahrhundertwende – das Jahrhundert ließ man mit dem 1. Januar
1801 beginnen – war ein Teil der Befestigungsanlagen bereits abgetragen.
Es gab aber noch die vier Stadttore, die nachts geschlossen wurden. Die
Stadt hatte 6.150 Einwohner. Der Helmstedter Markt bildete bekanntlich
die Kreuzung zwischen zwei alten Handelswegen, und man war um 1800
– im Gegensatz zu heute – daran interessiert, den Fernverkehr durch die
Stadt fließen zu lassen, konnte man doch auf diese Weise Zoll und Wegegeld
einnehmen.
Als Jérôme seine Herrschaft antrat, erfolgte zunächst eine administrative
Neugliederung seines Königreiches nach französischem Muster. Es wurde
in acht Departements eingeteilt, das Gebiet des Herzogtums Braunschweig,
und damit auch Helmstedt, gehörte zum Okerdepartement, der Präfektursitz
war Braunschweig. Das Okerdepartement war seinerseits in vier Distrikte
unterteilt, Helmstedt wurde Distriktstadt und somit Sitz einer Unter-
präfektur, an deren Spitze ab 1809 der Freiherr von Weichs stand. Das Rat-
haus hieß nun
Mairie
, der Bürgermeister war
Monsieur le Maire
. Das war
bis 1808 der Hofrat Fein, sein Nachfolger war Johann Philipp August Ferber,
der auch nach dem Ende des Königreichs Westphalen bis 1844 im Amt blieb,
d. h. bis zu seinem 71. Lebensjahr. Im Zuge der Neuordnung des Justiz-
wesens, wodurch eine einheitliche Rechtspflege gewährleistet war, erhielt
jeder Distrikt ein Zivilgericht, ein Tribunal. Helmstedt wurde Sitz eines
solchen Gerichtes.
Friedrich August Ludewig, Herzoglich Braunschweigisch-Lüneburgischer
Generalsuperintendent, verfasste im Jahr 1821 eine „Geschichte und
Beschreibung der Stadt Helmstedt“. In dem Kapitel „Helmstedt unter der
westphälischen Regierung“ äußert er sich auf zehn Seiten sozusagen als
Zeitzeuge zu diesem Abschnitt der Stadtgeschichte.
Er schreibt unter anderem:
„Überhaupt war es ein Glück für Helmstedt, dass es
der Hauptort eines Distrikts geworden war, denn wegen des Tribunals und der
verschiedenen Recepturen (Ämter würde man heute sagen) kamen von Zeit zu
Zeit mehr Leute in die Stadt, die bei denselben etwas zu tun hatten, wodurch
ein Teil der Bürger gewann, wie die Wirte, die Brauer, die Branteweinbrenner,