Seite 13 - BS_Unterwelt

Basic HTML-Version

13
Chronologischer Abriss der Stadtentwicklung
Für die gegenwärtige Betrachtung der Lage der verdolten
1
Okergräben in der Stadt Braunschweig ist eine zusammenhängende
Darstellung der Stadtentwicklung erforderlich.
Die Übersicht zur Entstehung des Innenstadtbereiches ist anhand von Karten belegt. Ausgangspunkt für die Zusammenstellung
der Karten ist die Veränderung des Okerlaufes von der Niederung bis zur Gegenwart.
Das ursprüngliche Flussbett teilte die Stadt in zwei Teile und war gleichzeitig seit Einführung des Christentums Diözesangrenze
zwischen den Bistümern Hildesheim und Halberstadt. Anhand von Kirchenurkunden, die aussagen zu welcher Diözese die Kirchen
gehörten, kann man mit völliger Sicherheit den Okerarm, der die Scheidelinie bildete, festlegen.
Er floss beim Lessingplatz in die Stadt, querte am Waisenhausdamm die Lange Brücke, über die Münzstraße erreichte er die
Hagenbrücke, danach kreuzte er die Kaiserstraße und verließ parallel zum Nickelnkulk am Wendenwehr die Stadt
2
.
Die Karte zeigt die Niederung der Oker und ihr natürliches Flussbett, vor der Gründung Braunschweigs. Der mittelalterliche
Mauerring und die Kirchen sind zur Orientierung hinzugefügt.
3
(Rekonstruktion Meibeyer, Farbnachtrag und Schnitteinzeichnung
nach Rötting, Verfasser)
Grundlage ist die Baugrundkarte von Nikolaus Stegmann
4
1969, die archäologischen Befunde der Stadtgrabungen und neuere
Bohrprofile seit 1976 sowie Schätzwerte.
Da die Oker im Harz entspringt, konnte ihr Wasserstand nach starken Niederschlägen oder Schneeschmelze um ein Beträchtliches
ansteigen. Bei Hochwasser war dann ihr Abflussquerschnitt zwischen den beiden Niederterrassen 300 – 700 Meter breit
5
.
Der eingezeichnete Schnitt A-B auf einer Länge von 970 m zeigt die topographische Veränderung in diesem Gebiet, die nach
Grabungsbefunden von 1976 – 1984 dokumentiert wurden.
6
Die Geländeoberfläche der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts ist gegenüber dem Straßen-Niveau der Gegenwart um bis zu 4 m durch
Kulturschutt und Ablagerungen erhöht worden.
Daher erklärt sich heute, dass die in der Vergangenheit auf den Höhenrücken und der Niederterrasse errichteten Innenstadtkirchen
(Martini, Andreas, Katharinen …) nur über Treppenstufen nach unten zu erreichen sind.