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Die vorliegende Entwässerungssituation zeigte nach einem Mischwasserabschlag
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an dieser innerstädtischen Haupteinleitungs-
stelle Probleme auf. Der Fäkalstoffeintrag wurde hier sichtbar und verblieb oft längere Zeit, so dass Geruchsbelästigungen auf-
traten (Abb. 116). Bei extremen Niederschlagsereignissen reichte die Ableitungskapazität des Pumpwerkes nicht mehr aus. Das
Wasser staute sich in den Kanälen zurück und drückte in der Innenstadt an den tieferen Stellen die Kanaldeckel heraus
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.
Um die vorhandenen Probleme zu lösen, wurde durch die GKE Consult Beratende Ingenieure GmbH
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für die Braunschweiger
Innenstadt ein Entwässerungskonzept in zwei Stufen erarbeitet. Ziel für den künftigen Hochwasserschutz war die Planung eines
weiteren Pumpwerkes mit einer Kapazität von zusätzlich 3 m³/s. Selbst für schwerste Unwetter steht damit künftig die doppelte
Nennleistung bereit.
Ein wesentliches Ergebnis des neuen Entwässerungskonzeptes war die hydraulische Trennung der bestehenden Gräben in Ober-
flächengewässer (Wendenmühlen- und Bosselgraben), künftig ohne Fäkalstoffeinträge sowie in verbleibende Mischwasserent-
lastungskanäle (Burgmühlen- und Wendengraben). Diese sollten über einen neuen unterirdischen Transportkanal einer
mechanischen Vorbehandlung zugeführt und anschließend durch das neue Pumpwerk in die Oker gehoben werden.
Die Stadtentwässerung Braunschweig GmbH führte dieses Bauvorhaben im Auftrag der Stadt Braunschweig in der Zeit von 2007
bis 2009 aus. Nach einer Ausschreibung erhielt die Baufirma Meier
&
John den Zuschlag für die Ausführung der Arbeiten. Die
Bauüberwachung wurde dem Ingenieurbüro GKE Consult Beratende Ingenieure GmbH übertragen.
Die Grafik (Abb. 118) zeigt die geplante Gesamtbaumaßnahme. Der Wendengraben ist in der Wilhelmstraße im Bereich des alten
Amtsgericht in 7,5 m Tiefe umgeleitet, während der Burgmühlengraben mit Hilfe eines Wirbelfallschachtes auf das tiefere Niveau
gebracht worden ist. Gemeinsam fließt dann das Wasser der beiden Gräben zu dem neuen unterirdischen Pumpwerk, dem eine
Trennstufe vorgeschaltet ist. Die abgetrennten Fäkalien werden in das Abwassernetz Bammelsburger Straße gepumpt und das
Oberflächenwasser in die Oker.
Da der Bossel- und der Burgmühlengraben unter der stark befahrenen Wendenstraße mit der Straßenbahnlinie entlang führen,
war der Bau des Transportkanals in offener Bauweise nicht möglich. Der Kanal wurde daher durch ein unterirdisches Vortriebs-
verfahren hergestellt.
Abb. 117: Lageplan des geplanten Rohrvortriebs am Inselwall, 2006.