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Die Geschichte des Brockens
sich dann die Besucher, und der Kampf um ein
Glas Bier und ein Butterbrot nimmt nicht selten
komische Formen an. Die Zahl der Ansichts-
karten, die an solchen Tagen hier oben ge-
schrieben werden, erreicht eine geradezu un-
wahrscheinliche Höhe. Es ist dann wirklich nicht
mehr schön. Hässlich und abstoßend ist der An-
blick auch, den das Brockenhotel an einem Regen-
tage bietet. Die Räume sind überfüllt; ein Stuhl
ist buchstäblich nur mit Lebensgefahr zu erlan-
gen; man wird geschoben und gestoßen.“
Sonnenauf- und -untergänge, gar ein Ge-
witter, sind zu allen Zeiten beschrieben worden,
und die sind heute kaum anders, als der
Chronist Gustav Uhl notierte:
„Aber ein Sonnen-
aufgang bei wolkenlosem Himmel, ein Gewitter,
das unter uns an den Bergwänden tobt, während
über uns die Sonne lacht, eine glänzende Aussicht,
die das Land mit Dörfern und Städten auf viele,
viele Meilen wie eine Landkarte erscheinen läßt,
ein Sonnenuntergang hinter rotgoldumrandeten
Wolken – das sind unvergeßliche Eindrücke!“
An heiteren Tagen mit klarer Luft, so emp-
fiehlt der Chronist, darf man es nicht versäu-
men, auf den Aussichtsturm zu steigen:
„Beson-
ders, wenn man ein gutes Fernglas hat, wird man
eine halbe Stunde lang sich vortreff lich damit
unterhalten, alle die Kuppen und Berg- und Kirch-
türme zu bestimmen, die der weite Rundblick im
Kreise aufbaut. Nach allen Seiten hin hat man
übrigens nur selten einmal gute Aussicht; ge-
wöhnlich ist der eine oder andere Teil des Gan-
zen in Nebel gehüllt, während andere Teile in hel-
lem Sonnenglanze liegen. Von eigenem Reiz kann
ein Ausblick vom Turme auch an einem Regenta-
ge sein. Da sieht man freilich nichts als das Ho-
tel zu seinen Füßen, die mächtigen Granitfelsen
Postkarten aus den 1920er Jahren.