Seite 16 - Brocken

Basic HTML-Version

16
Die Geschichte des Brockens
Der Historiker Heinrich von Treitschke er-
wähnte diesen Führer sogar in seiner
„Deut-
schen Geschichte des 19. Jahrhunderts“
. Der Bre-
mer Schriftsteller Adolf Glaßbrenner war nach
seiner Harzwanderung wenig erbaut von den
Ratschlägen Gottschalcks:
„Gottschalck, das
werde ich Dir nie vergessen, so lange ich Hühner-
augen habe! Du sagst in Deinem Werk über den
Harz, man müsse um alle Schönheiten desselben
zu genießen, ihn zu Fuß bereisen, und weil ich
ihn zu Fuß bereiste, habe ich alle Schönheiten
nicht genossen.“
Hermann Löns plaudert in einem Beitrag
„Auf der Brockenbahn“
, den er 1910 schrieb, fol-
gendermaßen:
„Vater Brocken macht ein gro-
ßes Haus; Pfingstsonntag hatte er allein zwei-
tausend Menschen zu Tisch, und zum Frühstück
und Tee und Abendessen mindestens dreimal so
viele. Wer aber, wie ich, Hausgelegenheit kennt,
kann ganz für sich bleiben; gelüstet es aber den
Gast, Gesellschaft zu haben, so braucht er nur
aus seinem Winkel hervorzugehen, und er hat
Unterhaltung, soviel er will.“
Und er beschreibt
die Brockenreisenden noch genauer:
„Heute
wird es sicher wieder dort oben laut und lustig;
jetzt schon, zum ersten Zuge, strömt es in Wer-
nigerode, der bunten Stadt, von allen Seiten he-
ran, und der Zug, der da um die Ecke gefaucht
kommt, ist reichlich besetzt; die Fenster sehen
von all‘ den bunten Hüten wie die Auslagen von
Blumenhandlungen aus. Seitdem die Bahn geht,
kann jeder Asphalttrotter zum Brocken, und die
seltsamsten Völker bekommt man zu Gesicht, so-
gar einen Mann in Gehrock und Zylinder, der
eine so blaue Halsbinde um hat, dass einem die
Augen überlaufen, sieht man sie an. Gelbe Schu-
he hat er auch an und eine Bonbonhose von zärt-
lich hellgrauer Farbe. Er ist selbstverständlich
aus Berlin und findet während der Fahrt alles
ganz nett.“
Einer Reisebeschreibung aus dem Jahre
1921 ist zu entnehmen, dass Jahr für Jahr etwa
100000 Besucher auf den Brocken kommen. An
schönen Ferientagen, so heißt es dort, sind fast
2000 Menschen an einem Tage oben.
„Da ist es
dann freilich nicht mehr schön. In den Speise-
sälen des Brockenhauses drängen und schieben
Der Brockenturm mit dem Observatorium
daneben.