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In Magdeburg hatte man nach 1207 mit einem ambitiösen
Domneubau begonnen, wobei aber bislang unklar ist, wie
schnell der Bau im einzelnen voranschritt. Vielleicht standen
bis 1212, als der Neubau wegen kriegerischer Auseinander-
setzungen mit dem Welfenkaiser Otto IV. für mehrere Jahre
unterbrochen werden mußte, wesentliche Teile des Chorum-
gangs. Mit der Bauunterbrechung in Magdeburg dürfte dort
auch eine große Zahl an Steinmetzen beschäftigungslos
geworden sein, von denen dann einige beim Bau der West-
teile von St. Marienberg mitgewirkt haben könnten. Der
Bischofsgang stammt vermutlich aus der ersten Hälfte der
1220er Jahre. Dies legt zumindest ein Vergleich mit dem
Dom zu Münster nahe, dessen stilistisch von Magdeburg
abhängige Vorhalle an der Südseite des Westquerhauses
ein sehr ähnliches Kontrastieren von Knospen- und Blatt-
kapitellen zeigt. Für den Neubau der Kathedrale in Münster
ist das Grundsteinlegungsdatum überliefert, der 22. Juli
1225. Da man hier ausnahmsweise im Westen begann,
entstanden diese Teile wohl bereits kurz nach 1225. Das
Magdeburger Emporengeschoß wird deshalb zu diesem
Zeitpunkt sehr wahrscheinlich in Bau oder bereits vollendet
gewesen sein. Die Einwölbung der Helmstedter Westteile
wäre also ab etwa der Mitte der 1220er Jahre denkbar.“
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(Abb. 7)
Ein weiterer wesentlicher Baueingriff dürfte wohl am Ende
des 15. Jahrhunderts erfolgt sein. In einer Urkunde vom
26. Mai 1489 rief Ernst von Sachsen, der Erzbischof von
Magdeburg und zugleich Administrator von Halberstadt,
zu dessen Diözese das Kloster gehörte, zu einer Kollekte
auf, um Bauschäden in Marienberg zu beheben. Zugleich
wurde aus diesem Grunde auch ein Ablaß verliehen. Eben-
so berichtet der Chronist Meibom, Propst Ludwig Sander
(zwischen 1487 und 1501 in Marienberg nachgewiesen)
habe
„den hohen Chor compliret“
, das heißt vollendet.
Diese Maßnahmen bezogen sich wohl auf einen spätgoti
schen Chorumbau, bei dem der polygonale Abschluß der
Hauptapsis ebenso entstand, wie die großen gotischen
Fenster. Dabei wurde eine gelungene Symbiose älterer
romanischer Bauteile, wie z.B. dem Sockelprofil mit der
neuen Architektur geschaffen.
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Immer wieder gab es bauliche Maßnahmen in den folgen
den Jahrhunderten, ohne daß darauf näher eingegangen
werden kann. Wirksame und grundlegende bauliche Ver-
änderungen im Inneren der Stiftskirche und an der Aus-
stattung erfolgten schließlich in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts, nachdem Konvent und Kirche einen
auch äußerlich sichtbaren Niedergang erlebt hatten. Ein
tatsächlicher Neubeginn für den Konvent sowie beachtliche
Leistungen für Erhaltung und Sanierung der Stiftskirche
waren mit der seit 1862 im Kloster ansässigen Domina
Charlotte von Veltheim verbunden. Nicht zuletzt ihren
Bemühungen sind wesentliche Maßnahmen zum Umbau
der Stiftskirche und zur Bewahrung eines kirchenhistori
schen Juwels im Braunschweiger Land zu verdanken. Im
Sinne der Zeit, aber auch nutzungsorientiert erfolgten in
dieser Zeit Veränderungen im Inneren der Kirche, die ver-
mutlich umfassender waren, als in der Folge der Reforma-
tion. Dringend war in den Jahren 1860 und 1862 vor
allem die Restaurierung der beiden Kirchenportale, ehe
man im Inneren die früheren Emporeneinbauten ent-
fernte. Dabei wurden 1865 neue Glasfenster eingesetzt
und die noch heute bewahrte neue Ausmalung realisiert,
die dem romanischen Kunstwerk als Bauwerk ebenso
gerecht wurde wie sie jener Zurückhaltung entsprach, die
dem Protestantismus eigen war, entgegen der reichen und
übervollen Ausgestaltung vorreformatorischer Zeit.
Glasfenster der Gründungszeit
Es sind nur noch wenige, aber wirkungsmächtige Zeugnisse
und Kunstwerke seit dem Mittelalter in der Kirche enthal-
ten, die jederzeit einen Besuch der Stiftskirche St. Marien-
berg in Helmstedt zu einem lohnenden Erlebnis machen.
Die frühesten noch erhaltenen Zeugnisse sind Glasmalereien
aus den Anfängen des 13. Jahrhunderts, die sich im rechten
Fenster der Ostseite des nördlichen Querhauses befinden,
was aber wohl nicht dem ursprünglichen Verwendungsort
entspricht (Abb. 8). Dieses Fenster ist vielmehr aus ver-
schiedenen Fragmenten zusammengesetzt, möglicherweise
im Zuge von Umbaumaßnahmen des 15. Jahrhunderts.
Auch die unterschiedlich breite Feldeinteilung der einzelnen
Fensterbilder belegt die fragmentarische Zusammenfügung.
Das Fenster zeigt insgesamt sechs Figuren, die jeweils
paarweise gegenübergestellt sind. Den unteren Abschluß
bildet ein Streifen mit drei Portraits, offenbar um eine
sonst entstehende Lücke zu schließen. Bei den sechs Ganz-
figuren handelt es sich nach Kleidung und Haltung um
Apostelfiguren mit Nimbus und jeweils Unter- und Oberkleid,
die Hände teilweise segnend erhoben, einige halten ein
Buch, vier der sechs Apostel tragen einen Bart. Betrachtet
man die Farbgestaltung, so gehören nur die oberen vier
Abb. 7
Ausschnitt aus dem
das Westportal zierende
dreidimensionale Ranken-
werk
.