Seite 31 - Der_unendliche_Faden

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Fenster mit ihrem blauen Hintergrundton und den roten
Säulen zusammen. Die unteren beiden haben eine grüne
Säule und sind dann wie der untere Randstreifen im Hinter­
grund rot gehalten und unterscheiden sich damit deutlich
von den beiden oberen Fenstern. Für die künstlerische
­Gestaltung und zeitliche Einordnung um 1200 können
vergleichbare Bildvorlagen aus einem Evangeliar im Trierer
Domschatz ebenso herangezogen werden wie von einem
1194 entstandenen Evangeliar der Herzog August Bibliothek
in Wolfenbüttel, deren regionale Herkunft in beiden Fällen
von der Forschung angenommen wird.
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Die Gesamt­gestal­
tung legt eine zeitliche Einordnung der Glasmalereien um
1200 nahe, so daß dieses Fenster das älteste noch erhal-
tene Kunstwerk des Kirchenbaus von Marienberg darstellt.
Wandmalereien in den Turmseitenkapellen
Maria Magdalena Kapelle:
Aus wenig späterer Zeit stammen die noch erhaltenen
Wandmalereien in den beiden Turmkapellen, die bei den
Renovierungsarbeiten in der Zeit von Charlotte von Veltheim
entdeckt worden waren. Die nach Süden gelegene Turm-
seitenkapelle war der Maria Magdalena geweiht. Ein im
Westen befindliches Rundbogenfenster läßt gedämpftes
Licht auf noch aus der Mitte des 13. Jahrhunderts stam-
mende Wandmalereien fallen, die zu den besterhaltenen
dieser Epoche in Niedersachsen gerechnet werden (Abb. 9).
Die Bildfläche dieser Wandgemälde ist durch Rahmendar-
stellungen horizontal in drei Bildzonen unterteilt. Der Zyklus
dieser Bildzonen widmet sich dem Kreuzigungsgeschehen
der Gottesmutter Maria als Stiftspatronin, gerahmt mit
­Ereignissen aus dem Leben der Maria Magdalena, als
­Patronin der Kapelle, sowie der heiligen Margarete. Die
Bildfolge im Zentrum berichtet von unten nach oben von
der Kreuzigung Christi, dem Tod Marias und schließlich
­ihrer Krönung (Abb.10). Der untere Bildstreifen ist dabei
zunächst durch Arkaden in drei Felder unterteilt, wobei
der Scheitelbogen des mittleren Bildfeldes überhöht in die
mittlere Zone reicht, sozusagen eine Verbindung zwischen
den Bilderzählungen herstellend. Dabei überspannt er leicht
das ­Totenbett der Maria, was die erzählerische Verknüp-
fung in einen engen Kontext stellt. Zwischen dem mittleren
Bildfeld und der oberen Darstellung dagegen ruht die
doppelte Fußleiste der Polsterbank, die Maria und Christus
als Thron dient, auf dem oberen Rahmen des mittleren Bild­
streifens. Von der überhöhten Arkade des unteren Mittel-
Abb.9
Wandmalerei
aus der
Mitte des 13. Jahrhunderts in
der südlichen Turmseiten­
kapelle – Maria Magdalena
Kapelle.