Seite 51 - Der_unendliche_Faden

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Herkunft und Grundlagen des Konvents
1568/69 wurde aus dem ehemaligen Augustiner-Chor-
frauenstift aus dem 12. Jahrhundert ein evangelischer
Konvent, ein Jungfrauenstift. Mit sieben Klosterstellen
führte die Gemeinschaft die Arbeit des Klosters weiter. In
dieser nach­reformatorischen Zeit nahm die Bedeutung der
Paramentik im kirchlichen Leben deutlich ab, erst Mitte
des 19. Jahrhunderts wurde durch Domina Charlotte von
Veltheim das Klosterleben nachhaltig neu aufgestellt.
Jetzt kam zur ­Paramentik die soziale Arbeit des Konvents
hinzu: 1869 wurde ein Hospital, die heutige HELIOS St.
Marienberg Klinik Helmstedt gegründet, weiterhin wurden
mehrere Schulen vom Kloster aus begründet bzw. betreut.
Viele der Aufgaben verselbstständigten sich im Laufe der
Folgejahre, bis schließlich 1984 die letzte Konventualin
aus Altersgründen das Konventsleben beendete. Nach
­einer kurzen Pause gibt es seit 1989 wieder klösterliches
Leben in St. Marienberg unter der Leitung der siebten
­Domina in Folge aus der Familie von Veltheim.
Der Konvent ist das geistliche Zuhause der Paramenten-
werkstatt, alte Traditionen sollten nicht verloren gehen.
Basierend auf der Ordnung der Calenberger Klöster wurde
für den Konvent eine neue Klosterordnung fertiggestellt.
Die Klosterverordnung von Herzog August zu Braunschweig
und Lüneburg, 1655 erlassen, musste den neuen Bedin-
gungen angepasst werden. Eine entscheidende Änderung
erlaubte nun auch verheirateten Frauen dem Konvent bei-
zutreten. Auf die noch immer existierende Residenzpflicht
wurde in der neuen Klosterordnung verzichtet, da es keine
adäquaten Wohnungen im Kloster gab. Die Präsenzpflicht
rückte an ihre Stelle. In der Klosterordnung sind die Förde-
rung der Paramentik, das Kloster der Öffentlichkeit zu-
gänglich zu machen sowie soziale und mildtätige Aufgaben
verankert, angelehnt an die tradierten Werte des Klosters
und die bis dahin gültige Klosterordnung. Verbindendes
Moment des Konvents ist der monatliche Einkehrtag, an
dem alle Konventualinnen teilnehmen. Dieser Tag ist ge-
prägt vom geistlichen Gespräch, vom Stundengebet und
einer öffentlichen Abendandacht in der Kirche.
Die Randlage der Stadt Helmstedt in der alten Bundesre-
publik und im Braunschweiger Land bot keine idealen Vor­
aussetzungen, Frauen zu finden, die in ein fast verwaistes
Gemäuer einziehen würden. Die bevorstehende Wende in
Deutschland war zum Zeitpunkt der Neugründung noch
nicht absehbar.
Ein Konvent zwischen Vergangenheit und Zukunft –
klösterliches Leben in St. Marienberg heute
Mechtild von Veltheim
Christoph Holstein
Die heutige Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz,
­damals noch Braunschweigischer Vereinigter Kloster- und
Studienfonds, als Eigentümerin des Klosters, die von Velt-
heim-Stiftung als Trägerin der Paramentenwerkstatt sowie
die evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig
wirkten zusammen, so dass die Neugründung schließlich
gelang.
Heute ist die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz
Trägerin des Konvents und unterstützt dankenswerterweise
die Arbeit nicht nur finanziell, sondern auch mit Rat und
Tat und persönlichem Engagement.
Abb. 1
Einführung
der Konventualin
Brigitta Küpper und der
neuen Klostergewänder
.
Kreuzhof mit Kunstwerk
von Kati Gausmann
.