Seite 32 - Fallersleben

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Zu Tage gefördert
Ausgrabungen wurden von der Stadtarchäologie Wolfs-
burg unter der wissenschaftlichen Leitung des Ver-
fassers vorgenommen
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. Bereits 1998 führte das Nieder-
sächsische Landesamt für Denkmalpflege, Außenstelle
Braunschweig, eine Probegrabung im Bereich des süd-
lichen Wassergrabens und der dazugehörenden inneren
Einfassungsmauer durch. Hierbei konnte bereits eine
mächtige Mauer mit einem vorspringenden Sockel aus
sauber zugearbeiteten Steinen freigelegt werden.
Dieser Befund versprach einen guten Erhaltungs-
zustand und die Möglichkeit, weitere Erkenntnisse zu
gewinnen. Im Zuge der Bauarbeiten konnte an dieser
Stelle die Basis eines Brückenauflagers dokumentiert
werden. Dieser vorspringende Sockel befindet sich
mittig zum Schlosshof, und die Steine sind so be-
arbeitet, dass er sich nach oben verjüngt. Von hier in
Richtung Schloss konnte die hölzerne Fundamentierung
der Mauer mit einigen Steinlagen nachgewiesen
werden. In der anderen Richtung zum Forsthaus war
allerdings von dieser Mauer nichts mehr vorhanden.
Auf der Außenseite des Wassergrabens hätte man am
ehesten eine Böschung vermutet, aber auch hier konnte
eine vergleichbare Mauer nachgewiesen werden.
Gegenüber dem Brückenwiderlager waren hier noch
einige Steinlagen vorhanden. Ansonsten war der Ver-
lauf der Mauer in beiden Richtungen nur anhand der
Holzgründung nachzuvollziehen. Es handelt sich hier-
bei um eine sogenannte Spickpfahlgründung. Diese be-
steht aus senkrechten Pfosten, die auf der Außen- und
Innenseite der Mauer in die Erde getrieben wurden.
Hierauf wurden Horizontalbalken gelegt und die
beiden Seiten durch Querbalken miteinander ver-
bunden. Hierfür wurden zimmermannsmäßige Holz-
verbindungstechniken und Holznägel benutzt. Teil-
weise wurden die dadurch entstandenen Gefache auch
noch mit senkrechten Pfosten ausgefüllt, so dass ein
regelrechtes Plateau geschaffen wurde. Hierauf wurden
dann die Steine gesetzt und die Mauer hochgemauert.
Bei unseren Mauern handelt es sich um für das Mittel-
alter und die frühe Neuzeit typische Zweischalen-
mauern. Man mauerte jeweils eine Außen- und eine
Innenwange der Mauer hoch und verfüllte den Innen-
raum mit Steinen, Ziegelbruch und sonstigem Bau-
schutt. Die Hohlräume schloss man mit Kalkmörtel.
Das Schloss umgab damals ein 11,50 m breiter und
Oben:
Gesamtplan des Umgestaltungskonzeptes
des Landschaftsarchitekturbüros
Schmolke, Meine-Bechtsbüttel.
Rechts:
Blick in den rekonstruierten und teilweise
abgetieften südlichen Wassergraben mit
der bereits wieder aufgemauerten inneren
Einfassungsmauer und dem Brücken-
widerlager. Im Vordergrund ist der
Originalbefund der äußeren Einfassungs-
mauer mit der begonnenen
Rekonstruktion zu sehen. Links im Bild ist
der Grabungsleiter Helmut Valand M.A.
zu sehen.