Seite 80 - Fallersleben

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Die Hoffmann-von-Fallersleben-Gesellschaft
dem Landkreis Gifhorn und später, nach der Ein­
gemeindung 1972, auch von der Stadt Wolfsburg. Kein
Jahr vergeht ohne Zukäufe. Der bedeutendste Erwerb
gelang Theodor Rehn mit dem Ankauf des wissen­
schaftlichen Nachlasses von Heinrich Gerstenberg, dem
Herausgeber der Gesammelten Werke Hoffmanns. Er
verlor die Kisten mit den Archivalien bei ihrer Odyssee
durch Kriegs- und Nachkriegswirren in Thüringen nicht
aus den Augen, kaufte sie auf eigene Kosten von der
Witwe trotz der angespannten Lage seiner Familie und
wurde erst Jahre später nach der Währungsreform vom
Landkreis dafür entschädigt. Von den Nachfahren Hoff­
manns aus den Familien Schäfer, Wilmeroth und Boes
wurden der Gesellschaft Schriften, Gemälde, Möbel
und andere Erinnerungsstücke angeboten und dem Be­
stand eingegliedert. Hinzu kam Hoffmanns Korres­
pondenz mit dem Verlagshaus Engelmann.
Eindrucksvoll ist die Liste der Veröffentlichungen
der Gesellschaft, die während der Präsidentschaft
Rehns herauskamen. Seit 1953 hat sie in den „Mit­
teilungen der Hoffmann-von-Fallersleben-Gesellschaft“
ihr eigenes Publikationsorgan, inzwischen im 57. Jahr­
gang bei Nr. 85 angekommen. Darin finden sich nicht
nur die üblichen Vereinsnachrichten, sondern auch Auf­
sätze von Wissenschaftlern, die Rehn für die Hoff­
mann-Forschung zu gewinnen verstand. Prof. Dr.
Ludwig Eichholz schrieb über Hoffmanns Beziehungen
zu bedeutenden Germanisten seiner Zeit, Professor
Stoverock über Hoffmann als Komponist, in Berlin ging
Dr. Richard Müller der Genealogie der Familie Hoff­
mann nach, in Hannover brachte Dr. Hans-Joachim
Malecki unter dem Titel „Ein Gärtlein weiß ich noch
auf Erden“ einen Band mit Kinderliedern und Ge­
dichten Hoffmanns heraus. In Höxter und Fallersleben
entstanden Beiträge zu Leben und Werk des Dichters
aus der Feder von Fritz Andrée und Gerhardt Seiffert.
In Bibliotheken und Archiven ging man dem Verbleib
des Hoffmann-Nachlasses nach, der in den Wirren nach
dem Krieg weit verstreut war und bis auf den heutigen
Tag noch nicht vollständig an seine ursprünglichen
Aufstellungsorte zurückgekehrt ist. Die wichtigste Ver­
öffentlichung sollte Rehn nicht mehr erleben, aber er
hat sie 1958 auf den Weg gebracht, die von den Braun­
schweiger Gymnasiallehrern Hermann Wendebourg
und Anneliese Gerbert besorgte Sammlung „Gedichte
und Lieder“ von August Heinrich Hoffmann von Fallers­
leben im Verlag Hoffmann und Campe (1974).
In diesen Jahren ist die Mitgliederzahl der Hoff­
mann-Gesellschaft schnell angewachsen. Lag sie bei
ihrem Verbot 1945 noch unter 100, so war sie am Ende
der Präsidentschaft Rehns auf über 600 Mitglieder ge­
stiegen, natürlich nicht allein in dem kleinen Fallers­
leben. Es war gelungen, in Hannover durch Dr. Malecki
und in Höxter mit Fritz Andrée Zweigvereine aufzu­
bauen. Über deren Aktivitäten berichten die Mit­
teilungen jener Jahre, und bei den jährlichen Haupt­
versammlungen in Fallersleben waren sie mit
Abordnungen vertreten. Heute besteht davon nur noch
ein Arbeitskreis Hoffmann von Fallersleben im Heimat-
und Verkehrsverein Höxter.
Rehns eigentliche Bedeutung liegt aber wohl in
seinem unbeirrten Eintreten für die Wiedereinführung
des Liedes der Deutschen, das als Nationalhymne 1945
von den Alliierten verboten worden war. Film und Fuß­
ball haben die Erzählung von Bern 1954 zu einem der
Mythen Nachkriegsdeutschlands gemacht. Aber nach
vereinzelten Vorstößen von Abgeordneten des Bundes­
tages 1949, war die Hoffmanngesellschaft mit Broschü­
ren und direkter Ansprache von Künstlern und Politi­
kern schon seit 1951 in dieser Debatte dabei und hatte
bald auch Politiker wie Ernst Lemmer und Dr. Hans-
Christoph Seebohm auf ihrer Seite. Gerhardt Seiffert
hat die Anstrengungen der Gesellschaft in einer kleinen
Schrift dokumentiert. Theodor Rehn wurde für sein
Engagement vom Bundespräsidenten mit dem Ver­
dienstorden ausgezeichnet.
Als er 1964 nach 16 Jahren an der Spitze der Ge­
sellschaft gestorben war, ging die Arbeit in den ge­
wohnten Bahnen weiter, aber ohne neue Impulse und
ohne personelle Kontinuität der Leitung. Rehns Nach­
folger als Präsident, der Mittelschulrektor Gerhard
Halfpap organisierte die Feierlichkeiten zur 125-Jahr-