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E
rst Jahrzehnte nach der Erfindung
der Fotografie war es möglich, Fotos
in Zeitungen und Zeitschriften zu
drucken. Die Erfindung des Autotypie-
Rasterdrucks durch Georg Meisenberg
(1881) erlaubte es, Fotos in feinste Bild-
punkte zu zerlegen, die nach Helligkeit
und Größe variieren und aus der Entfer-
nung ein zusammenhängendes Bild mit
allen Schattierungen wiedergaben. Zuvor
war eine mechanische Reproduktion in
der Presse nicht möglich. Fotografien
dienten lediglich als Vorlagen für die
Holzstiche, welche die Zeitungen und
Zeitschriften illustrierten. Die Bildbe-
richterstattung kannte bis dahin mehrere
Schichten der Wirklichkeit: das Ereignis
selbst, das Foto und das Bild in der
Zeitung, das von den Holzstechern, den
sogenannten
Spezialzeichnern
, nach ih-
ren Vorstellungen — und in Anlehnung
an die fotografische Vorlage — mehr
oder weniger frei gestaltet wurde. Die
Autotypie schuf die Voraussetzung zur
massenhaften Vervielfältigung von Fotos
bei deutlich günstigeren Produktionskos-
ten. Als erste entdeckten und nutzten die
Illustrierten die neuen Möglichkeiten, ihr
Publikum mit Bildern zu unterhalten, zu
informieren und zu belehren. Die Zei-
tungen zogen nach. Die Premiere lieferte
die
Leipziger Illustrierte Zeitung
am
13. Oktober 1883 mit einer Aufnahme von
Wollenwebers Gralsbecher
auf der Interna-
tionalen Kunstausstellung in München.
Die Autotypie wurde lange Zeit jedoch
nur bei ganz besonderen Anlässen ein-
gesetzt, wie z. B. zur Berichterstattung
über die Kaisermanöver im März 1884.
Als erste Tageszeitung druckte der im
Scherl Verlag erscheinende
Tag
ab 1901
regelmäßig Bilder von Prominenten und
besonderen Ereignissen ab. Die
Berli-
ner Morgenpost
folgte mit illustrierten
Beilagen.
Mit dem
Bildberichter
entstand ein neu-
er Beruf. Immens waren die Erwartungen
an den Fotojournalismus. Zu Beginn des
20. Jahrhunderts beanspruchte die Pres-
sefotografie gegen alle kulturkritischen
Vorbehalte aufklärerische und erkennt
fördernde Qualitäten. So brach die
B
liner Illustrierte Zeitung
im Her
1919 eine Lanze für die sogenannte
lustrationsphotographie: »
Der Photogra
wandert für Euch um die Welt, um sie E
nahe zu bringen. Er steht am Kraterra
des Vulkanausbruchs, saust im Boot du
die Stromschnellen des Niagara, klett
auf dem Turmspitzkopf des Wolkenkratz
fliegt im Flugzeug über den Himalaya, l
sich im Schützengraben verschütten, st
im Schußwechsel zwischen Spartakus u
Regierungstruppen. Und all dies nur, da
Ihr überall dabei sein könnt, wo Ihr ni
dabei wart, damit Ihr alle Perspektiven u
Erscheinungsformen dieser Welt, von au
und innen sehen lernt. Und indem Ihr s
werdet Ihr wissend«
.
Es war Henri Cartier-Bresson, der
begründer der Fotoagentur
Magn
der in der Blütezeit des Bildjourna
mus die Kompositionsregeln der
gut
Fotografie
definierte: Er faßte sie im
griff des
entscheidenden Augenblicks
Die Welt im Rechteck,
massenhaft vervielfältigt
Pressehaus
1954
ca. 13,0 x 23,0
Fotos für die Zeitung.
Pressefotografie nach 1945
von Karin Hartewig
Das Pressehaus Hutfiltern 8 war Sitz
des Verlages Eckensberger & Co. Hier
befand sich bis 1981 die Redaktion der
Braunschweiger Zeitung.