35
wurde sie schließlich am 22. August
1944 verhaftet und gegen Ende des Jah-
res in das Konzentrationslager Ravens-
brück verschleppt, aus dem sie im April
1945 flüchten konnte. Ende 1945 wurde
sie in den Landtag des Landes Braun-
schweig gewählt. Die Britische Mili-
tärregierung ernannte sie im Mai 1946
zur Ministerin für Wissenschaft und
Volksbildung des Landes Braunschweig.
Damit war sie die erste Frau im west-
lichen Nachkriegsdeutschland, die ein
Ministeramt bekleidete. Die demokrati-
sche Erziehung der Jugend, der Aufbau
des Volksschulwesens und die Heran-
bildung des Lehrernachwuchses waren
zentrale Bereiche ihres Amtes. Nach-
dem die Besatzungsmacht das selbst-
ständige Land Braunschweig auflöste,
verlor Martha Fuchs bereits im Novem-
ber 1946 wieder ihr Amt als Ministerin.
1947 wurde sie Abgeordnete im neuen
Niedersächsischen Landtag und zur nie-
dersächsischen Staatskommissarin für
Flüchtlingswesen ernannt. 1949 wurde
Martha Fuchs als erste Frau in das Amt
der ersten Vorsitzenden der SPD des
Bezirks Braunschweig gewählt und blieb
dies bis 1951. Auch in der Geschichte der
SPD war sie damit die erste Frau in solch
hoher Postition. 1959 bis 1964 amtierte
sie dann als Oberbürgermeisterin von
Braunschweig. 1961 sprach sie sich für
den Abriß des Braunschweiger Schlosses
aus und stieß damit auf zwiespältige Re-
sonanz in der Bevölkerung. Mit siebzig
Jahren erhielt sie 1962 schließlich das
Große Verdienstkreuz der Bundesrepub-
lik Deutschland. 1964 wurde ihr das Eh-
renbürgerrecht der Stadt Braunschweig
verliehen. Martha Fuchs starb 1966.
Hans Steffens, als Fotograf der
Braunschweiger Zeitung bei allen wich-
tigen Ereignissen präsent, lichtet Martha
Fuchs im Laufe ihrer politischen Karrie-
re bei zahlreichen Anlässen ab. Auffällig
ist dabei, daß er für die für ihre Volks-
nähe bekannte Politikerin immer wieder
Bilder findet, die die Körpersprache der
Oberbürgermeisterin thematisieren.
Häufig nimmt Martha Fuchs mit nach-
haltigem Händedruck bewußten Körper-
kontakt zu ihren Gesprächspartnern auf.
Besonders anschaulich wird dies anhand
des Bildes von der Begegnung mit ihrem
Nachfolger Bernhard Ließ. Zusätzlich
neigt sie den Kopf, um den Blickkontakt
Martha Fuchs und Bernhard Ließ
1964
13,8 x 13,1
Martha Fuchs gratuliert ihrem Nach-
folger Bernhard Ließ, der 1964 bis 1972
als Oberbürgermeister Braunschweigs
amtierte.