Seite 13 - Heilig

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II: Kapitel
Berthold Heilig:
jung, fanatisch, radikal
Er war Kreisleiter. Doch was sagt uns solch ein Titel heute schon
noch? Die Berufsbezeichnung hört sich so langweilig-bürokra-
tisch an, so staubig-administrativ, so verharmlosend bürgerlich.
Berthold Heilig war kein Mann der absoluten NSDAP-Spitzen-
klasse, doch er gehörte zur Kategorie von „Hitlers willigen Voll-
streckern“, wie diese Gruppe von dem amerikanischen Historiker
Daniel Goldhagen genannt worden ist. Ohne Widerrede, ohne Kri-
tik führten diese NS-Männer bedenkenlos und gedankenlos
Befehle aus.
Das Nazireich hatte insgesamt 42 Gaue, jeder angeführt von einem
Gauleiter, und die Gaue wiederum waren in Kreise eingeteilt – den
heutigen ähnlich. Im Gau Südhannover-Braunschweig gab es bei-
spielsweise 26 Kreise, jeder mit einem Kreisleiter an der Spitze.
(5)
Im gesamten damaligen Deutschland stützte sich die NSDAP also
auf schätzungsweise 1500 dieser eingeschworenen Vasallen Adolf
Hitlers. Heilig war einer von ihnen.
Der gebürtige Heidelberger (Jahrgang 1914) schloss sich schon
als 17-Jähriger 1931 der NSDAP an (Mitgliedsnummer 669 310).
(6)
Sein Vater Georg Heilig betrieb das Wäschegeschäft J. Acker-
mann Nachfolger in Heidelberg. Heilig gehörte in den späten
Zwanzigerjahren zu einer großen Gruppe gleichgesinnter junger
Deutscher. Sie verachteten die Weimarer Republik, beklagten die
außenpolitische Ohnmacht, das „Schandurteil“ von Versailles
und die allgemeine Armut in Deutschland. Kurz: die Periode des
Verfalls. Da fanden nationalsozialistische Parolen eine leichte
Beute.