Seite 21 - Heilig

Basic HTML-Version

III. Kapitel
Die Woche vor dem Einmarsch
der Amerikaner
Frühjahr 1945. Das verbrecherische NS-Regime stand vor dem
Zusammenbruch. Was spielte sich ab in diesen letzten acht Tagen
vor Braunschweigs Kapitulation? Wie verlief das Leben kurz vor
dem Einmarsch der Amerikaner in der Nacht vom 11. auf den
12. April 1945?
Die Rote Armee hatte längst die Oder überquert und stand 80 Kilo-
meter vor Berlin. Im Westen waren die Amerikaner zur Weser vor-
gedrungen. Der Gauleiter von Südhannover-Braunschweig und
gleichzeitige Reichsverteidigungskommissar, Hartmann Lauterba-
cher, kannte seinen Stellvertreter Berthold Heilig wohl ziemlich
genau. Er hatte diesen fanatischen Nationalsozialisten – die von ihm
ausgehenden Risiken wahrscheinlich gut einschätzend – am 6. April
von allen seinen Ämtern in Braunschweig entbunden und zur Ver-
teidigung der „Festung Harz“ abkommandiert.
(20)
Wollte er unnötiges Blutvergießen bewusst vermeiden? Wollte er
Anweisungen aus Berlin klug unterlaufen? Man kann es nur ver-
muten. Lauterbacher selbst hatte sein Hauptquartier inzwischen
nicht mehr in Hannover, sondern im Hotel „Tannhäuser“ in Hah-
nenklee aufgeschlagen. Er setzte sich aber dann nach einem letzten
Besuch am 12. April in Berlin bei Adolf Hitler nach Bad Gastein
(Österreich) ab – angeblich auf Befehl des Führers, wie er nach dem
Krieg behauptete.
Berthold Heilig fand sich jedoch in dieser Endphase noch nicht mit
der deutschen Niederlage ab. Er suchte sich aber auch keineswegs,
wie viele andere, ein verborgenes Plätzchen, um zu überleben. Im