zurück nach Wolfenbüttel. Dort liegen Nachrichten vor. Sowohl Erzbischof
Christoph von Bremen, wie auch der Bischof von Münster, ein Bruder des Hil-
desheimers, sind um eine friedliche Beilegung des Konflikts bemüht, ebenso
die Herzöge von Lauenburg und Pommern. An letzteren, seinen Oheim Bogis-
lav X., richtet Heinrich einen Boten mit der Bitte um Unterstützung aus, über-
trägt das Regiment im Fürstentum seinen Räten und macht sich selbst in aller
Eile nach Süddeutschland auf, um König Karl von Spanien über dessen Sach-
walter im Reich und den Schwäbischen Bund auf seine Seite zu bringen.
‘Der Celler Herzog und Johann IV. von Hildesheim brechen durch Einfälle in
die Hoheitsgebiete meines Bruders und meines Onkels den Landfrieden.
Außerdem erklären sie sich offen für Franz I. von Frankreich als zukünftiges
Oberhaupt des Deutschen Reiches,’ weiß Heinrich sich mit seinen Vorwürfen
hervorragend in Szene zu setzen.
Der Reichsvikar, Kurfürst Friedrich von Sachsen, gebietet den Kontrahenten
die Einhaltung des Friedensgebotes. Diese Aufforderung ergeht auch an Wol-
fenbüttel, wo sie kopfschüttelnd zur Kenntnis genommen wird. Das Fürsten-
tum befinde sich mit niemand im Krieg und der regierende Herzog sei außer
Landes, melden die Räte nach Wittenberg.
Unter dem Eindruck des kurfürstlichen Machtworts entlassen Heinrich von
Lüneburg und Johann von Hildesheim ihr Kriegsvolk, geben damit die Belage-
rung von Calenberg auf, vertreiben aber die erneut in das Stift einfallenden
Truppen in Herzog Erichs Diensten. Er wäre bereit, den Kampf zu beenden,
wenn unverzüglich Verhandlungen geführt würden, verkündet der Heideher-
zog noch im Mai.
Inzwischen ist Heinrich der Jüngere bereits wieder nach Wolfenbüttel zurück-
gekehrt. In Augsburg hatte er von den Kommissaren König Karls 6.000 Gulden
erhalten und die Zusicherung, seine Bitte um Unterstützung beim Schwäbi-
schen Bund zu befürworten. Dass der sich die darin vereinten Stände gerade
anschicken, seinen Schwager aus Württemberg zu vertreiben, lässt ihn unge-
rührt aufhorchen. Weshalb sind sie nicht früher eingeschritten, dessen ehrlose
Verstöße gegen Gerechtigkeit und gute Sitte zu ahnden? Hat es vielleicht erst
der beißenden Flugschriften eines Ulrichs von Hutten bedurft, die Öffentlich-
keit aufzurütteln? Keine schlecht Idee, sich eines Tage mit ähnlichen Mitteln
Gehör zu verschaffen!
Zunächst hat er jetzt etwas Geld, um Truppen anzuwerben. Aber wo? In Süd-
deutschland war ihm das nicht gelungen. Im Brandenburgischen versagt Kur-
fürst Joachim den Söldnerführern, die Elbe zu überschreiten. Der Herzog
streckt seine Fühler nach allen Seiten aus.
Beim Rat der Stadt Braunschweig erreicht er gerade einmal die Zusage, dass sich
die mächtigste Stadt des Herzogtums aus dem Konflikt heraushalten wird.
Dennoch mehren sich Ende Mai die guten Nachrichten: Die tatkräftige Tante
Katharina hatte mit ihrer Mission bei dem gerade für volljährig erklärten
Landgrafen Philipp und seiner Mutter Anna Erfolg. Sie schicken 2.500
Gewappnete unter Führung des Burkhard von Cramm. Fast gleichzeitig mit
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