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Bau des Lagers „Schillstraße“
Nachdem das WVHA die Zuteilung von KZ-Häftlingen genehmigt hatte, begann die
Firma Büssing das Lager in Braunschweig auf dem Grundstück Schillstraße 5 – in der
Nähe der Wehrmachtskommandantur – einzurichten.
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Die Bautätigkeiten wurden von
einer „Baukolonne“ ausgeführt, die sich aus 126 KZ-Häftlingen aus dem Hauptlager Neu-
engamme zusammensetzte und die man zunächst im Lager „Mascherode“ (siehe unten:
Exkurs „Das Lager Mascherode“) unterbrachte. Unter ihnen befanden sich 74 französi-
sche Widerstandskämpfer, die im Frühjahr 1944 verhaftet und im Juli 1944 nach Neuen-
gamme deportiert worden waren, denn bei der Zusammenstellung dieses Kommandos in
Neuengamme hatte die SS ausdrücklich nach französischen Bauingenieuren (!) gefragt.
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Ferner befanden sich 42 Russen, Letten, Litauer und Esten sowie acht Deutsche – diese
ausnahmslos „Kriminelle“, Homosexuelle, Sinti, Roma oder „Asoziale“
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– und zwei
Polen
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in diesem Arbeitskommando.
Nach der Fertigstellung des Lagers an der Schillstraße zog die Baukolonne dorthin
um. Zu diesem Zeitpunkt gab es im Lager Schillstraße zwei große, sich gegenüberste-
hende Baracken, Block 2 und Block 5, gebaut aus Ziegelhohlsteinen und Betonplatten.
Beide waren gleich konzipiert: In der einen Hälfte war der Schlafsaal eingerichtet, in der
anderen der Speisesaal, woran sich die Zimmer der internen Lagerleitung anschlossen,
die ihrerseits an die Waschräume angrenzten. Eine Küche, eine Krankenstation und eine
Schuhmacherei befanden sich im Bau. Die Baukolonne wurde in Block 2 untergebracht.
32 Liedke, Gesichter, S. 108.
33 Es haben sich gleich fünf Häftlinge vorgestellt, weil sie dachten, „es könne nicht schlimmer irgendwo anders
sein“: Georges Long, Ingenieur aus Savoye, Luis Fontano, Bauunternehmer aus Moutiers, Ernest Durrieux,
Unternehmer aus Madron und Paul Varin, in: Brossard, Eric/Brossard, Jean-Pierre: Alice et Gaston. Un
couple et son village dans la guerre 1939-1945, Artenay (Loiret) 1995 (weiter: Brossard, Alice et Gaston),
S. 77.
34 Salan Dr., Georges: Prisons de France et bagnes allemands, Nimes 1946
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(weiter: Salan, Prisons), S. 131.
Bekannt sind die folgenden Namen: Edwin Franz (deutscher „Zigeuner“), Rudolf Knabke („Rudi“), Her-
mann Giesen (ehemaliger Boxer), Hans Wittling, in: Aussage des ehemaligen Häftlings Michal Guminer
(weiter: Guminer), gemacht am 7.12.1945 vor der Polizei in Braunschweig, in: Niedersächsisches Staats-
archiv Wolfenbüttel (weiter: Nds. StA Wf), 62 Nds, Fb.2, Nr.445. Michal Guminer, geb.1920, arbeitete im
Ghetto Łód´z bei der Post, er sprach fließend Deutsch. Einen weiteren Namen gibt Salan, Prisons, S. 155, an:
Hermann aus Hamburg, Homosexueller, von Beruf Koch. Bei den zwei Polen handelte es sich um Josef Folga
„Jupp“, in Braunschweig Lagerältester, und August – in Braunschweig im Stubendienst, in: ebd.
35 Salan, Prisons, S. 131. Wie Salan im Vorwort angibt, wurde dieses Buch im Lager Schillstraße konzipiert und
zum Teil schon dort geschrieben. Bis zur Auswertung des Buches von Salan wusste man von den franzö-
sischen Häftlingen im Lager Schillstraße fast nichts. Nur in einer Zeitzeugenaussage gibt es einen Hinweis
auf einen „französischen Arzt“ in der Schillstraße, vgl.: Interview mit Hersch Singer, undatiert [1945?-K.L.],
Jüdisches Historisches Institut in Warschau, Sign. 301/325 (weiter: Singer). Einzelne Schicksale von französi-
schen KZ-Häftlingen, die während des Krieges u.a. im Baukommando Schillstraße arbeiten mussten, werden
in zwei weiteren Darstellungen präsentiert: Mounir, Beatrice/Guillet, Laurent: Un combattant de l‘ombre
dans les bagnes Nazis, La Chapelle Montligeon 1998; Brossard, Eric/Brossard, Jean-Pierre: Alice et Gaston.
Un couple et son village dans la guerre 1939-1945, Artenay (Loiret) 1995.