14
Bis zur Fertigstellung des Krankenreviers waren die Kranken in einer Ecke des Blocks 5
untergebracht. Zweifellos waren noch weitere Blocks vorgesehen, die Nummern 1, 3 und
4; sie wurden jedoch nie gebaut.
36
Das Wachpersonal der SS wohnte in einer Baracke in
unmittelbarer Nähe des Lagers. Am Anfang bestand die SS-Belegschaft aus 25, später aus
50 Wachen.
37
Das Wohnlager für das Unterkommando in Vechelde wurde in einem Lagerraum der
ehemaligen Jutespinnerei, also auf dem von der Firma Büssing übernommenen Gelände,
eingerichtet. Es bestand aus drei Räumen: In einem wohnten der Blockälteste, der Koch
und der als Arzt eingesetzte KZ-Häftling, in den zwei anderen Räumen waren die Häft-
linge untergebracht.
38
Zum Lagerkommandanten wurde SS-Hauptscharführer Max Kirstein
39
ernannt, der
schon über umfangreiche Erfahrung mit der Leitung eines Arbeitslagers mit KZ-Häftlin-
gen verfügte: Vom November 1942 bis zumAugust 1944 war er Kommandoführer in einer
Zellulosefabrik in Wittenberge/Brandenburg und bei den Drägerwerken in Hamburg.
40
Da ihm auch das KZ-Außenlager Schandelah, das sich in der Nähe von Braunschweig
befand, unterstand, hatte Kirstein auch die Funktion des Stützpunktleiters inne.
41
Sein
Helfer in der Lagerschreibstube war Unteroffizier Rolfs.
42
36
Salan, Prisons, S.147. Die von Zeitzeugen gemachten Angaben über die Unterbringung von verschiedenen
Häftlingsgruppen in den Blöcken sind widersprüchlich. So zeichnete z.B. ein ehemaliger französischer
Häftling, Emil Bondon, eine Skizze mit der Lage der Blöcke, die mit der Beschreibung von Salan nicht über-
einstimmt.
37
Nds. StA Wf, 131 N Fb.2, Nr. 13086 u.13103.
38
Liedke/Zacharias, Schillstraße, S.25.
39
Max Kirstein, geb. am 7.11.1890 in Bernburg/Saale, Sohn eines Bahnboten, nach der Volksschule machte
er eine kaufmännische Ausbildung, arbeitete als Verkäufer und Dekorateur. 1912 eingezogen, hatte er 1913
einen Unfall, wodurch er wehrdienstuntauglich wurde. Dennoch Freiwilliger im Ersten Weltkrieg, ausge-
zeichnet mit dem EK II für die Kämpfe an der Westfront. 1921 heiratete er und wurde Landwirt. Er wohnte
zusammen mit seiner Frau und seinem Kind in Ludwigslust/Mecklenburg. Er nahm an den Aufmärschen
der NSDAP in Nürnberg in den Jahren 1934 – 1938 teil. Der NSDAP trat er am 1.5.1937 bei, der Waffen-SS
am 31.8.1939. Am 1.11.1939 wurde er zum SS-Scharführer befördert, am 1.5.1941 zum SS-Oberscharführer,
am 1.7.1943 zum SS-Hauptscharführer, vgl.: Berlin Document Center (jetzt Bundesarchiv Berlin), SS-
Stammakte „Kirstein, Max“.
40
Public Record Office, WO 309/375, Nr. 55638, Verzeichnis von deutschen Kriegsverbrechern, inhaftiert im
Lager 101.C.I.C. Esterwegen in den Jahren 1946-1948. Bei Wittenberge und Drägewerk handelte es sich
gleichfalls um Außenlager des KZ Neuengamme, in: Weinmann, Martin (Hrsg.): Das nationalsozialistische
Lagersystem, Frankfurt a.M. 1990, S. 258 u. 494.
41
Public Record Office, WO 309/398, Aussage F. Ebsen vor der War Crimes Group am 1. März 1947 (weiter:
Ebsen). Ebsen war Lagerführer im Lager Schandelah und unterstand Kirstein.
42
Aussage des Leiters der Firma Gebr. Koch, Hugo Probst, 1946 vor der deutschen Polizei. Diese Firma befand
sich in der Nähe des Lagers. Die Häftlinge halfen manchmal – auf Probsts Bitte hin und mit Kirsteins Geneh-
migung – bei den Transportarbeiten in der Firma, in: Nds. StAWf, 62 Nds, Fb.2 Nr. 445. Außer diesen beiden
sind folgende Mitglieder der SS-Wachmannschaft namentlich bekannt: H. Sebrandke, Kirsteins Vertreter im
Unterkommando Vechelde, Feldwebel Nordmann, zuständig für Verpflegung, außerdem Backer, H. Schier,
L. Sagell, P. Braszeszewitz und Aug. Sonntag, in: ebd.