Seite 13 - Kaeferprofile_

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? »Formel Eins« unter Deiner Mitwirkung kam wesentlich
flapsiger ’rüber als mit dem eher drögen Peter Illmann
und seiner Kickermatte ...?
(grinst)
Peter Illmann machte halt das normale
Programm. Der war musik-journalistisch interessiert und
hat diese Musik auch geliebt, die er da angesagt hat.
Während meine Herzensmusik, also Bands wie »Fehl-
farben«, »Can« oder »Die Toten Hosen« erstmal nich’ so
recht vorkamen. »Formel Eins« präsentierte eher
Mainstream, so dass es mir natürlich leichter fiel,
mich da drüber hinweg zu setzen. Ich mein’ – das waren
nicht meine Götter, die da aufgetreten sind.
? Diese Konzeptänderung – ist die damals von Dir
ausgegangen?
– Ja. Ich habe das bei meinen Regisseuren gegen den
Willen des Produzenten durchdrücken können.
? Warum dann nur ein Jahr »Formel Eins«?
Ich habe sehr viel gemacht und hatte das Gefühl, wenn
ich das noch ’n Jahr mach’ kann ich gar nicht mehr so
viel Neues erleben wie ich eigentlich jede Woche
ausspucken muss.
(lacht)
Ja, ich wollte früher als Kind immer Rudi Carell werden! Ich hab’
gedacht: »Das kann doch nicht so schwer sein! Das kannst Du auch!« Ich weiß noch
heute, wie Carell und Heinz Eckner gemeinsam gesungen haben: »Man brauch’ sein
Frauchen, ein kleines Frauchen, ein Schätzchen, ein Kätzchen, ein Weib!« Dann bin ich
aber erst mal einen anderen Weg gegangen, ich wollte Sozialarbeiter werden. Wir hat-
ten dann das erste selbst verwaltetete Jugendzentrum in Bielefeld. Wir waren alle so
um die 16 Jahre alt, haben unsere Väter in den Vorstand gewählt ...
(grinst)
Naja,
und mit 20 habe ich dann das erste Mal wieder auf der Bühne gestanden, habe Musik
und Theater gemacht und dann ging das mit dem Showbizz doch irgendwann los ...
? Du hast gerade Deine Heimatstadt Bielefeld erwähnt – das klingt nicht nach
einer typischen Käfer-Hochburg ...
– Naja, damals fuhr man entweder Käfer oder einen R4 oder ’ne Ente. Nur: die Ente
hatte keine Heizung, das war natürlich blöd, und beim R4 musstest Du alle 15.000
Kilometer die Antriebswellen wechseln, weil die einen ungeheuren Verschleiß hatten.
R4 war ’ne Glaubensfrage, Käfer war einfach ... dass man an nichts glauben musste!
Ich persönlich hatte drei oder vier Käfer und dann einen VW Bulli. Das erste Auto,
in dem ich fuhr, war ein Käfer. An was ich mich noch erinnern kann ist dieses ...
dieses Klingeln, vom Motor, und die Porzellanvase mit ’ner Blume drin.
? Wann hast Du den Führerschein gemacht?
– Das war ... 1976! Hab’ mir dann auch gleich meinen ersten Käfer gekauft, einen
1963er Export in Panama-Beige. Der hatte sogar noch die großen Stoßstangenhörner,
aber schon ohne diese seitlichen Verstrebungen.
? Respekt – sogar die Farbe kennt er nach all den Jahren noch ...
– Klar, weil ich unendlich viele Spraydosen gekauft habe, um ihn auszubessern.
Später, als mir dann die Kotflügel vor Rost abfielen, habe ich andere vom Schrott
drangeschraubt, die auch anders lackiert waren. Die habe ich dann so gelassen. Ich
hatte diesen riesigen »John Player Special«-Schriftzug auf’m Käfer, der war echt
cool ...
? Wie war es um die damals 13-jährige Technik bestellt?
– Naja, der hatte noch ’ne 6-Volt-Anlage und 24 PS. Das Schlimme an den 6 Volt is’
ja, dass Du nicht gleichzeitig drei elektrische Verbraucher anmachen kannst. Das
heißt, wenn Du bei Regen die Scheinwerfer einschalten musst, wird’s schon schwierig
... da kannst Du die Scheibenwischer in Zeitlupe bewundern! Und wenn Du dann noch
Deinen 6-Volt-Cassettenrecorder anschließt – den hatten wir ja alle; zwar kein
Autoradio, aber halt einen separaten Recorder – war’s ganz aus. Dann sprang er auch
unheimlich schlecht an, weil die besagten 6 Volt ein ernsthaftes Problem mit dem
Anlasser hatten – der beim ’63er übrigens noch unter der Rückbank montiert war!