Seite 14 - Kaeferprofile_

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Klaus Meine, Donnerstag, 14. November 2002,
Hotel Maritim Airport, Hannover
Rock you like a Käfer-Fan ...
Huuuh, sind die Jungs auf dem Plattencover zottelig. »Virgin
Killer« heißt das Album von 1976 dann auch noch, auf dass am anti-
bürgerlichen Gehabe der wilden Clique erst gar kein Zweifel auf-
kommen möge. Und dennoch: Irgendwie merkt man der seit mittler-
weile 30 Jahren weltweit erfolgreichen Rockband »Scorpions« an,
dass es sich bei ihren Mitgliedern um ur-bodenständige Nieder-
sachsen handelt. Sicher, man lebt schon mal für eine Weile in
Miami, jettet des Öfteren um den Erdball und singt seit Anbeginn
konsequent in Englisch – aber wenn es um einen Interview-Termin
mit Leadsänger Klaus Meine geht, wird man nicht nach Berlin oder
Köln gebeten, sondern in die niedersächsische Landeshauptstadt
Hannover. Zum Heimspiel, gewissermaßen.
Was ist real, was inszeniert? Rund 26 Jahre und 15 Alben nach
»Virgin Killer« sitzt Klaus Meine in der Hotel-Lobby, mit Basecap,
Sonnenbrille (letztere trägt er natürlich über dem Mützenschirm),
Lederjacke, Lederjeans und schweren Stiefeln. Alles nicht mehr
Anti, sondern eher edel – aber immer noch unheimlich cool. Das
hieß früher mal »gelassen«. Und wenn er spricht, dann sitzt da
kein spätpubertierender Junge und kein Midlife-Crisis geplagter
Altstar der Metal-Szene. Meine erzählt plastisch, konzentriert und
ausführlich, ohne dabei ins Geschwätzige zu verfallen. Er
transportiert vergangene Zeit und ihre Aura ohne Übertragungs-
verluste ins Hier und Jetzt. Und das alles auch noch ganz locker.
Dem in entspannten finanziellen Verhältnissen lebenden Hard-Rocker
bereitet es sichtlich Freude, den knallroten »Stippvisite«-Käfer
zu entern und persönlich zum Foto-Shooting zu steuern. So eine Art
gemilderter Rebell im bürgerlichen Blechkleid sei er in den frühen
Siebzigern gewesen, sagt er. Die erste größere Tour im Käfer
führte ihn nämlich in den Harz – gemeinsam mit den Eltern. Bühne
frei für Klaus Meine.
(Im Käfer. Klaus Meine fährt die ersten Meter.)
Wow! Hohoho! Nicht
schlecht ...
? Und – der erste Käfer seit wie vielen Jahren ...?
(Meine kurbelt mit vollem Einsatz am nicht-Servo-unterstützten
Käfer-Lenkrad)
Puh, ungewohnt, nach über 30 Jahren ... muss so um
1972 gewesen sein ... Maan, ist das Schwerarbeit hier ...! Klasse!
(deutet auf die Flughafen-Tankstelle)
Soll ich hier rauf fahren?
? Ja, da steht schon der Fotograf. Ist der Erwerb teurer Dinge –
Du sammelst ja Autos – eigentlich noch etwas Besonderes für Dich?
– Ich freue mich darüber! Ich kann nicht behaupten, dass ich jeden
Euro zweimal umdrehen muss, aber wenn Du aus einfachen Verhältnissen
kommst, dann weißt Du das doppelt zu schätzen. Ironischerweise wird
vieles, was man sich leisten könnte, nebensächlich – weil man die
Zeit dafür nicht mehr hat! Das bedeutet im Klartext: Ich sitze acht
Wochen im Tourbus und der Sportwagen bleibt in der Garage.
(Meine
steigt aus, schlägt die Tür satt ins Schloss und betrachtet den
Wagen.)
Starkes Teil ...
?
(Zum Fotografen)
Ich glaube, wir sind unseren Käfer los!
(lacht)
Immer langsam ...!
(posiert am Käfer für den Fotografen
mit erhobenem Daumen in die Kamera)
Yes! Yeah!
(Nach dem Fotoshooting: Wir sitzen in der Lobby des Maritim Airport-
Hotels.)
? Klaus, auch wenn Du es schon viele Millionen Mal erzählt hast:
Wir kommen an den Anfängen der »Scorpions« nicht vorbei – wer waren
damals Deine musikalischen Vorbilder?
– Die Beatles! Also ... Sechziger Jahre, Beatles ... da denke ich
an meinen ersten Käfer!
(lacht)
Nun gut, dass war Anfang der
Siebziger. Aber, ich muss sagen ... die ersten VW-Busse, ja? Wenn
ich an unsere Anfänge denke, dann fällt mir zwar kein Käfer ein,
aber ... Rudolf Schenker
(Gitarrist der Scorpions)
hatte so’n coolen
VW Bus, wo der Bandname dranstand, bevor wir unsere erste Platte
1972
(»Lonesome Crow«)
veröffentlichten.