Wenn der Michael Winskowski nicht gewesen wäre. Der
arme Mann! Warum verkauft er auch ausgerechnet uns
seinen alten Käfer? Er hätte es doch so viel einfacher
haben können! Nicht genug damit, dass er unsere Idee
eines Buchs über Prominente und ihre VW Käfer so
sympathisch fand, dass er gleich den Kaufpreis für das
gebrauchte Vehikel reduzierte. Nein. Er stellte
(unüberlegt?) auch noch seine Bastler-Garage und seinen
Vorgarten zur Verfügung, der in den kommenden Wochen
Schauplatz einer umfassenden Käfer-Sezierung und
Rekonstruktion werden sollte. Da wurden marode
Kotflügel entfernt, die Innenausstattung wieder in den
Original-Zustand versetzt, unzählige Schleifpapier-
Bogen verschlissen. Irgendwann war der Käfer poliert,
die ausgewechselten Teile erglänzten in frischem Lack
und auch die Heckbeleuchtung erlosch nicht mehr, wenn
man den Blinker setzte. Bevor der Käfer auf Touren
kam, gerieten wir also erst einmal mächtig ins
Schwitzen. Und ins Frieren. Denn Werkeln bei 8 Grad
Celsius ist schon eine harte Probe.
Lieber Micha: Vielen Dank! Ohne Dich hätten wir wahr-
scheinlich einen Tip-Top-Käfer gekauft und diese
lehrreiche Phase nicht durchlaufen. Und Du hättest
einfach den kompletten Kaufpreis eingesteckt und Dich
auf Deinem Sofa gelangweilt!
Neben der körperlichen Ertüchtigung studierten wir
Biographien, Zeitungs- und Zeitschriftenartikel,
sichteten Foto-Bücher und redeten, redeten, redeten ...
Ein Konzept wurde erstellt, Anschreiben an die
Prominenten verschickt. Wisst Ihr, wie man sich nach
230 angeleckten Briefmarken fühlt? Yack! Dann kamen die
Antworten. Die erste Absage von Uta Ranke-Heinemann
(siehe Editorial), die erste Zusage vom ehemaligen
Volkswagen-Vorstandsvorsitzenden Dr. Carl H. Hahn. Das
Telefon stand nicht still, der elektronische Posteingang
quoll über. Ein Termin-Koordinieren begann, das bis zum
Schluss nicht abreißen wollte. Viele Teilnehmer mussten
bis zu zwanzig Mal angerufen, angemailt oder angefaxt
werden, bis ein (teilweise nicht positives) Ergebnis
vorlag. So benötigte Niki Lauda ein geschlagenes Jahr
und den zuvor beschriebenen Aufwand, um zu entscheiden,
dass er generell keine unentgeltlichen Interviews gäbe.
Premiere hatte unser Käfer am 4. April 2002 um 17 Uhr bei Götz Alsmann. Um 15.30 Uhr an
diesem Tag montierten Stuart und Micha die neuen Stoßstangen, während Steffen noch dabei
war, die Heck-Elektrik zu perfektionieren. Um 16.15 Uhr waren die Kennzeichen montiert
und es konnte los gehen. Punkt 17 Uhr standen wir mit standesgemäß geschwärzten
Mechaniker-Händen vor dem Herrn mit Hornbrille und Haartolle, der sich erst gar nicht
fotografieren lassen wollte, weil er sich nicht standesgemäß gekleidet fühlte. Das
konnten wir ihm zum Glück ausreden und die Feuertaufe war bestanden.
Vieles gäbe es noch zu erzählen. Von der Unkompliziertheit und Freundlichkeit besonders
der Prominenten, vor denen man uns so eindringlich gewarnt hatte. Von dem Prozess, wie
aus Absagen dann doch Zusagen wurden. Und interessante Gespräche in zunehmend lockerer
Atmosphäre entstanden. Mit welcher Aufregung wir immer wieder im Rotlicht der Dunkel-
kammer standen, wenn sich langsam die Bilder aus den dunklen Gewässern der Foto-Chemie
heraus entwickelten. Wie wir mit dem Appelhans-Verlag einen engagierten Verleger fanden
(Danke, Olly und Ute!). Dass das Team vom Autohaus ABRA einen kompletten Check-Up des
Käfers nach den ersten 10.000 Kilometern spendierte – inklusive einem Satz Reifen, neuen
Trittbrettern, Heizungs- und Bremsen-Instandsetzung, Motor-Service und Abgasuntersuchung
Dass immer wieder Familie und Freunde einsprangen, um an allen Ecken und Enden
Unterstützung zu leisten.
Die Autoren
Knut Simon
Stuart Mentiply
Making Of