Seite 12 - Kaiserdom

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L o t h a r I I I . – A u f d e n S p u r e n e i n e s v e r g e s s e n e n K a i s e r s
„Im Jahre des Herrn 1135 wurde durch den huldreichsten
Lothar III., Kaiser der Römer, der ehrwürdige Vater und
Herr, Herr Eberhard, Mönch des Klosters Berge, mit
sechs Mönchen (nach Königslutter) versetzt (und) zum
Abt dieses berühmten Klosters (eingesetzt), das durch
den genannten Kaiser und seine sehr fromme Gemahlin,
die Kaiserin Richenza, herrlich gegründet und in Über-
fluß mit weltlichen Gütern ausgestattet worden war, wie
man es in seiner Stiftungsurkunde breit dargelegt finde,
und nicht nur mit weltlichen Gütern, sondern auch mit
geistlichen Vorrechten“.
Diese Nachricht im
„Chronikon monasterii Regiae-Lotha-
riae“
von Johannes Jacobi (gest. 1540) berichtet uns von
der Gründung des Benediktinerklosters Königslutter durch
das Kaiserpaar Lothar III. (1075 – 1137) und Richenza
(um 1087 / 89 – 1141) 
1
. Johannes Jacobi war seit 1503
bis zu seinem Tod am 23. April 1540 Abt von Königslutter.
Die von ihm angeführte Stiftungsurkunde wurde am 1. Au-
gust 1135 in Nienburg an der Saale ausgefertigt, als das
Kaiserpaar auf dem Weg nach Merseburg war, wo vom
10. bis zum 15. August 1135 ein politisch höchst bedeut-
samer Hoftag stattfand.
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Wie der sächsische Annalist (An-
nalista Saxo) berichtet, sollen beide bereits Mitte Juli
1135 in Königslutter den Grundstein für das neue Klos­-
ter gelegt haben. Die Wahl des unbekannten und eher un-
scheinbaren Ortes Lutter in der Nähe der späteren Welfen-
metropole Braunschweig hatte wohl hauptsächlich fa-
mi­liäre und besitzrechtliche Gründe, darauf weist auch
der Helmstedter Professor Heinrich Meibom der Ältere
(1555 – 1625) in seiner
„Chronica des Stiffts Lutter“
(1620 / 25) hin:
„Das Stifft Konigs Lutter ist anfanglich
gewesen ein Jungfrewlich Closter des Ordens S. Augu-
stini. Der Fundator undt Stiffter wird geruhmet Graff
Bernhard zu Haldenschleben, welcher zwar den an-
fang gemachet, aber es nicht außfuhren kunnen, weill
er zu zeitig gestorben und derowegen solches seinem
Sohne, Graff Bernhard dem Jungern, zu thuen anbefoh-
len. In welchem Jahr diese Stifftung geschehen, ist un-
bewust: mag woll fleißig aufgemercket sein, aber in
den beschwerlichen Kriegsleufften undt erfolgten vieler
Closter außplunderung sind solche verzeichniß entweder
gar vernichtet oder sonst in frembde hende gerathen.“  
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Auch die Stiftungsurkunde von 1135 nennt die Vorfahren
von Kaiser Lothar III. als Begründer des im gleichen Jahr
aufgelösten Kanonissenstifts. Die Überlieferung des 13.
Jahrhunderts nennt uns die Markgrafen der Nordmark
Bernhard I. (gest. 1018) und seinen Sohn Bernhard II.
(gest. 1044/51) als Gründer. Sie gehörten – wie Lothars
Großmutter Gertrud – dem Haus der Grafen von Haldens-
leben an. Lothars Mutter Hedwig (gest. um 1078) war eine
Tochter aus der ersten Ehe der Gertrud von Haldensleben
(gest. 1116) mit dem bayrischen Grafen Friedrich von
Formbach (gest. 1059). Hedwig von Formbach heiratete
schließlich den Grafen Gebhard von Süpplingenburg (gest.
1075), der kurz vor der Geburt des Sohnes Lothars 1075
in der Schlacht bei Homburg an der Unstrut im Kampf
gegen den Salierkönig Heinrich IV. (1050 – 1106) fiel.
Über diese Familienbindung war Lothar zum Erben des
Haldenslebenschen Besitzes geworden, zu dem schließlich
auch Königslutter zählte:
„Nach der fundatorn absterben
ist das Closter Lutter an Hertzog Ludern zu Sachsen –
der hernach Römischer Kayser erwehlet undt nach la-
teinischer Art von den scribenten Lotharius genennet
worden – erblich gefallen, weill er der abstorbenen Graf-
fen nächister Bluttfreund gewesen, darumb er auch im
Diplomate Fundationis des newen Closters zu Lutter
mel­det, das seine Vorväter diß Jungfrewliche Closter ge-
stifftet hetten.“  
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