Seite 27 - Karl_und_Wilhelm_3

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Bei derartigen Überlegungen hatte Bismarck in erster Linie die deutschen
Mittelstaaten und Kleinstaaten im Auge, die teilweise über einem dritten Weg (Trias)
nachdachten, um sich mit gemeinsamen Auftreten mehr Unabhängigkeit gegenüber den
deutschen Großstaaten Preußen und Österreich zu verschaffen. Seine Ansicht über das
österreichische Machtstreben war dagegen festgefügt und unerschütterlich: Seit
Schwarzenbergs
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Zeiten wollte Österreich mit Hilfe des Bundestages die deutschen
Staaten dominieren und Preußen auf den Rang eines Mittelstaates zurückwerfen; mit
dem Grafen Rechberg
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, guter Bekannter des preußischen Ministerpräsidenten aus
dessen Bundestagszeiten (
1851
1859
) und österreichischer Außenminister von
1859
bis
1864
, hätte man nach Bismarcks Ansicht bestenfalls eine „gesamtdeutsche Union auf der
Basis des Dualismus” erreichen können, immerhin eine Lösung, die von einer
Gleichberechtigung Preußens und Österreichs ausging und mit einem durchaus
wünschenswerten „Wettbewerb um die öffentliche Meinung in der Gesamtnation wie in
den einzelnen Staaten” verbunden
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gewesen wäre.
So war Bismarcks Einschätzung des Verhältnisses zu Österreich, als dieses zum
17
. August
1863
einen deutschen Fürstentag nach Frankfurt einberief, um über eine
großdeutsche Bundesreform zu beraten, die letztendlich die österreichische Vorherr-
schaft absichern sollte, obgleich diese Absicht auf den ersten Blick nicht erkennbar war.
Das von Schmerling
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verfasste österreichische Reformprojekt sah vor, die Leitung der
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Der preußische Ministerpräsident von Bismarck,
1866