angedeutet und entsprechende Signale nach der preußischen Hauptstadt gegeben hatte.
Auch der braunschweigische Herzog Wilhelm hatte in dieser Angelegenheit Kurier-
und Vermittlerdienste übernommen, wie er im April
1866
seinem Tagebuch anvertraut
hat: Am
18
. April morgens um
4
Uhr hatte er den Braunschweiger Hauptbahnhof
verlassen, um über Berlin nach Sibyllenort zu fahren, und von dort – wie fast jedes Jahr –
weiter nach Wien zu reisen, wo er am
28
. April um
1
/
2
9
Uhr ankam und sich
anschließend mit dem braunschweigischen Ministerresidenten am österreichischen
Hofe, Kammerherr Baron von Thienen – Adlerflycht, zum Soupé begab. Zuvor hatte
der Herzog seine Reise in Berlin einen Tag unterbrochen und den König Wilhelm von
Preußen aufgesucht, mit dem ihn ein langjähriges, freundschaftliches Verhältnis
verband, um mit diesem ein vertrauliches Gespräch über die dänische Angelegenheit
und die drei norddeutschen Herzogtümer zu führen. Bereits in Brandenburg war der
preußische Feldmarschall von Wrangel zu Wilhelm in das herzogliche Abteil gestiegen
und hatte dem Fürsten einen Überblick aus preußischer Sicht über die gegenwärtigen
militärischen und politischen Verhältnisse gegeben, so dass der Herzog gut unterrichtet
beim König erschien: „Um
1
/
2
10
Berlin, um
10
Uhr nach Charlottenburg, um
1
/
2
2
zum
König.” Mit wenigen Worten berichtet
63
Wilhelm über sein Gespräch und schildert
gleichzeitig die aufgeregte Stimmung im königlichen Vorzimmer: „Der K[önig] sagte
mir, Ich möchte dem K[aiser] sagen, Er würde nicht angreifen, aber er Wünsche, dass
der Zustand in Holstein geändert würde. Vor der Audienz beim König kamen die
Herren v. Rohn [Roon], Alvensleben
64
und der Vortragende Generaladjutant in das
Vorzimmer. Ich redete Rohn an, er sehe so Ernsthaft aus, worauf er erwiderte, er wäre
auch Ernsthaft, er war sehr Stramm, fast unhöflich, es sind bis jetzt
300
Millionen
ausgaben, in Schlesien ist die Artillerie mobil. Der Unterstaatssekretär Thile wurde mir
nach dem Diné beim König vorgestellt, er sagte, Bismarck wäre durch seine Krankheit
sehr Reizbar, die Note vom
26
. sei in dieser Stimmung geschrieben. Die Reform im
Bunde sei auf dem Papier und könne zurückgenommen werden.”
Auch über das Gespräch mit Feldmarschall von Wrangel, der über den Besuch eines
italienischen Generals in Berlin erzählt hatte, berichtet Wilhelm in seinen
Aufzeichnungen: „Der Italienische General ist von selbst nach Berlin gekommen, unter
dem Vorwand, Geschütze und Gewehre kennen zu lernen. Im Falle eines Krieges mit
Österreich wird Italien sogleich
100.000
Mann vorrücken lassen, nach acht Tagen eben
so viele. Der Plan ist, die Österreichische Flotte zu vernichten, über Triest und Fiume
[Rijeka] einzurücken, das Festungs-Quadrat zu Bloquiren und bis Laibach vorzurücken.
Frankreich hat nichts dagegen, insofern nur das Päpstliche verschont bleibt wie bisher.
Feldzeugmeister Hess
65
hat an den Feldmarschall Wrangel geschrieben als Antwort auf
einen Brief von diesem. Österreich habe bisher nur tausend Pferde gekauft (also
gerüstet). Diesen Brief hat W[rangel] dem König gezeigt.”
Herzog Wilhelm hielt sich bis zum
8
. Mai
1866
in Wien auf und hat sich mehrfach in
dieser Zeit mit dem Kaiser getroffen, der ihn bereits einen Tag nach der Ankunft in
Wilhelms Villa in Hietzing besucht hatte. Wilhelm erwähnt diese Gespräche Anfang
Mai in seinem Tagebuch: „Die Österreichischen Rüstungen gegen Italien werden in
Berlin nicht gebilligt? Österreich wird erst Versuchen, sich mit Preußen über Holstein
zu einigen und gelingt dies nicht, es dem Bund überlassen!”
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