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Millionen Franken. Resigniert klagte Windthorst im Juli
1867
bei Stüve darüber, dass
Georg sich immer noch durch Platen verführen, durch einen Lump, wie Meding,
ausplündern und in Paris vertreten lasse und ihnen glaube, dass jeden Augenblick der Krieg
ausbrechen würde. Um in diesem erhofften Krieg nicht nur als Zuschauer, sondern als Mit-
kämpfender auftreten zu können, billigte Georg die ihm von seinen Beratern vorgeschla-
gene heimliche Rekrutierung hannoverscher Freiwilliger, die sich bereithalten sollten, in der
entscheidenden Stunde unter welfischer Fahne gegen Preußen zu marschieren.”
Der König war nicht frei von Bedenken, fürchtete er doch bei Bekanntwerden dieser
Aktivitäten Repressalien in Hannover, und es störten ihn auch die demokratisch-revolu-
tionären Elemente der Planungen. Im Mai
1867
ging eine erste Gruppe von Freiwilligen.
ohne Georgs Wissen, über die holländische Grenze zur Ausbildung und war damit die
Vorhut der berühmt-berüchtigten Welfenlegion. Der König billigte
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diese Entwicklung
nachträglich und sah darin eine „von der göttlichen Vorsehung” gewollte Maßnahme „zum
Heile unserer Sache”. Den Lebensunterhalt und die Ausrüstung der Legion, die sich von
Holland in die Schweiz und von dort nach Frankreich begab, ließ er sich bis
1870
jährlich
350.000
Taler kosten, was Brosius, angesichts der
1868
erfolgten Sequestration großer Teile
des königlichen Vermögens, zu der Aussage veranlasste, „dass die Beschlagnahme zu dem
Zeitpunkt, da sie verfügt wurde, berechtigt war; die Presseagitation vor allem in Hannover
und Frankreich und der Aufbau der Welfenlegion stellten zwar unmittelbar noch keine
ernsthafte Gefahr für den preußischen Staat dar, hätten sich aber im Falle einer politischen
Krise rasch dazu auswachsen können.” Dass aber nach
1871
, als die Welfenlegion längst
aufgelöst und der welfische Einfluss auf die Presse unbedeutend geworden war, die
Beschlagnahme und Geldverteilung durch Bismarck aufrecht erhalten wurden, hat selbst
jene Kreise entrüstet, die Georg sonst ablehnend gegenüber standen.
Einige deutsche Fürsten, die von diesen Intrigen und Plänen des hannoverschen
Königs nichts wussten, forderten ihn „blauäugig” auf, sich auf deutscher Seite an dem
Kampf gegen den Erbfeind zu beteiligen, um eine Versöhnung mit Preußen einzuleiten,
und die eigenen Landsleute von seiner Vaterlandsliebe zu überzeugen.
Nur eine Nichteinmischung, so schrieb der Großherzog Peter von Oldenburg an
seine Schwägerin, die Königin Marie von Hannover, sei angesichts der nationalen
Begeisterung nicht ausreichend und empfahl, der Kronprinz Ernst August solle sich in
einem deutschen Truppenkontingent am Feldzug beteiligen. Um nicht in der
preußischen Armee dienen zu müssen, könne er sich den sächsischen Truppen unter
dem Kronprinzen Albert anschließen. Allein die Nachricht von einem derartigen Ent-
schluss des Kronprinzen würde dem Könighause die Herzen vieler Hannoveraner
zufliegen lassen und wären ein beeindruckendes Zeichen edler Selbstverleugnung und
wahrhaft deutscher Opferfähigkeit. Ein deutscher Fürst jedoch, der sich von der Teil-
nahme an dem nationalen Aufschwung ausschließen würde, läuft Gefahr, alle
Sympathien bei der Bevölkerung zu verlieren.
Da eine zustimmende Antwort der hannoverschen Königin ausblieb, schrieb Peter
von Oldenburg am
30
. Dezember
1870
aus dem Hauptquartier in Versailles an Herzog
Wilhelm einen langen Brief (Anhang
7.4
), der diesen aufforderte, mit König Georg zu
reden, und diesen mit Rücksicht auf das Glück seines Sohnes, zum Einlenken und zum
Verzicht auf Hannover aufzufordern: „Es ist gewiss schwer, einen solchen Entschluss der
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