werden) lebhaften Antheil nehmen und bei vorkommenden Veranlassungen von Eurer
Königlichen Hoheit und der nächsten Zukunft sich gern unterhalten, denn sie wünschen
natürlicherweise so lange als möglich angestammte Braunschweiger zu bleiben.
Es kam dann unter anderem zu meiner Kenntnis, dass E. Königl. Hoheit von einem
Intriguanten, Klindworthschen Schlages, letzthin gröblich getäuscht und gerade zu betrogen
worden wären, dass dieser deutsche Schwindler sich an HöchstSie gedrängt und behauptet habe, er
sei von Bismarck (den er nicht einmal kennen soll) confidenciel beauftragt wegen Abtretung des
Herzogthums Braunschweig mit HöchstIhnen nähere Verhandlungen zu knüpfen, gegen eine
bedeutende Summe, dass indessen diese Vorspiegelungen in keiner Weise begründet, endlich
Verdacht bei E. K. Hoheit erregt und Höchstdieselben veranlasst hätten, einen zuverlässigen
Diener nach Berlin zu senden, um sich von der Wahrheit zu überzeugen und direct zu
unterhandeln. Dieser Abgesandte habe zwar ein Gehör gefunden, aber keine Resultate erzielt,
vielmehr ein gerechtes Erstaunen erregt. Bismarck habe offen erklärt, dass es keines Arrangements
mit E. K. Hoheit bedürfe, dass die politischen Verhältnisse in Deutschland jetzt von der Art seien,
das Braunschweig über kurz oder lang an Preußen fallen müsse, dass der Einverleibung nur noch
vier Augen im Wege ständen und dass endlich Preußen gegen den jetzigen Regenten [Herzog
Wilhelm] Verpflichtungen übernommen habe, die man durch anderweitiges, den Umständen nach
höchst unangenehmes Einschreiten nicht zu stören gesonnen sei u.s.w. Dies hätte dem Verlangen
und den gestellten Propositionen, den bedeutenden Forderungen etc. ein schnelles Ende gemacht,
um so mehr als der oben gedachte Schwindler, der nur Betrug und Geldschneiderei beabsichtigt,
irgendwelche Aufträge gehabt habe. Ferner hörte ich und dies soll vom alten Amsberg gesagt sein,
dass der jetzige König von Preußen gewisse Verpflichtungen gegen den Herzog Wilhelm zu
berücksichtigen wünsche, diesen so viel als möglich schonen wolle, weil er jenen mehrmals Beweise
des Wohlwollens gegeben, unter andern ihm als Prinz von Preußen, von Berlin gewissermaßen
auf der Flucht nach London, die Summe von 60.000 Thaler vorgestreckt habe.
Was nun an diesen Mitteilungen wahres ist oder nicht, vermag ich weiter nicht zu sagen, jedoch
werden E. K. Hoheit am besten beurtheilen können, wieweit die Wahrheit besteht; jedenfalls habe
ich es für meine Schuldigkeit gehalten, das Gehörte zu Höchstdero Kenntnis zu bringen.
In tiefster Unterthänigkeit beharre ich
E. Königl. Hoheit und Herren
unterthänigst treu gehorsamster Diener
Von Andlau.”
„P.S.: In Deutschland ist die allgemeine Stimmung mehr für den Krieg als den Frieden, man
fürchtet besonders für Frankreich im Juli Aufstände und Spectakel, die zwar ohne Erfolg
bleiben aber die Zukunft keineswegs brillant erscheinen lassen dürften. Vorsicht ist nötig.”
Paris, 18. Sept. 1866
Allergnädigster Herzog und Herr !
Erlauben Eure K[önigliche] Hoheit gnädigst, indem ich Paris verlasse, wo ich mich von
Karlsbad kommend, ein Paar Tage aufgehalten habe, diese flüchtigen Zeilen HöchstIhnen zu
Füßen zu legen, vielleicht nicht uninteressant für die politische Lage Eurer Hoheit. Ich habe
mich auf meiner Rückreise über Leipzig und Braunschweig in der letzteren Residenz sechs
Stunden verweilt und dort unter der Hand vernommen:
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